Robotik: "In der Robotik sind acht Jahre Welten"
Im Juni 2006 wird der RoboCup zum ersten Mal in Deutschland zu Gast sein. Ständige Neuentwicklungen und die Teilnehmer aus aller Welt machen das Turnier interessant. Über allem schwebt die große Vision – der Sieg gegen die menschlichen Kicker im Jahr 2050.
Was reizt die Forscher am RoboCup? Mit Sicherheit ist es die Wettbewerbssituation, durch die man seine Fortschritte nicht nur in der Theorie vergleichen kann, sagt beispielsweise Thomas Röfer, Teamchef der Bremen Byters und Sprecher des German Teams, das 2004 Weltmeister der Sony Liga für vierbeinige Roboter wurde. Für ihn ist das Turnier nicht nur Forschung, sondern auch eine ideale Ausbildung für Studierende: "Wer kann schon während des Studiums Weltmeister werden?" Ubbo Visser, Teamleiter von Virtual Werder und Chef des Organisationskomitees (OK) 2006, sieht im RoboCup vor allem die ideale Verknüpfung von realen Problemen, die die Wissenschaftler noch sehr lange beschäftigen werden, mit der Motivation, diese in einem Wettkampf zu lösen. "Wir sind beispielsweise noch lange nicht so weit, ein autonomes Fahrzeug zu entwickeln, das in jeder Verkehrssituation bestehen kann." Da die Zuschauer wissen, wie Fußball funktioniert, bietet der RoboCup eine geeignete Plattform, die über die Forschungslabore hinausreicht.
2050 sollen Humanoide den Weltmeister besiegen
Zwei neue Ligen stehen in den Startlöchern
Doch auch die nahe Zukunft verspricht einiges. "Eine Liga, die in den Startlöchern steht, ist die Segway-Liga", erklärt Röfer. Dabei werden kommerzielle Roller des gleichnamigen Herstellers mit Sensoren, Computern und einer Schussvorrichtung ausgestattet. Diese elektrisch angetriebenen Roboter-Roller bestehen aus zwei seitlichen Rädern und einer knapp einen Meter hohen, mittigen Lenkstange. Sie sollen autonom gegen Menschen zum Fußballspiel antreten, die ebenfalls auf einem solchen Gerät fahren. Eine andere Idee ist die "X-League". Dort will man die neuesten Fortschritte von Servicerobotern vorstellen, wie etwa solche, die auf Kanalarbeiten spezialisiert sind. "Es gibt schon etliche Veranstaltungen außerhalb des RoboCups, bei denen Roboter ihre Künste zeigen. Ein asiatischer Humanoide, der etwa 40 Zentimeter groß und sehr robust war, hat zum Beispiel beim RoboCup in Lissabon Flickflacks gemacht. Wenn man so etwas kann, dann gehen auch noch ganz andere erstaunliche Dinge", meint Visser.
Das German Team will seinen Titel verteidigen
Zuvor steht allerdings der RoboCup 2005 in Osaka auf dem Programm. Im Mittelpunkt wird auch das German Team stehen. Die "Nationalmannschaft", die sich aus dem Berliner AiboTeamHumboldt, den Bremen Byters, den Darmstadt Dribbling Dackels und den Microsoft Hellhounds aus Dortmund zusammensetzt, ist Titelverteidiger in der Sony Four-Legged League, der Liga der Vierbeiner. Sprecher Röfer strahlt Selbstbewusstsein aus: "Wir sind nach wie vor ungeschlagen und das Ziel ist natürlich die Titelverteidigung. Es würde mich sehr überraschen, wenn wir nicht mindestens das Viertelfinale erreichen würden." Die Champions leben unter anderem von ihrer jahrelangen Erfahrung, denn viele Mitglieder schreiben bereits an ihrer Doktorarbeit oder habilitieren. Die Chancen auf einen erneuten Erfolg stehen sehr gut. Zumal der Zweite von 2004, UTS Unleashed! aus Australien, aus Mangel an Sponsoren nicht antritt und es zum Dritten von Lissabon, den NuBots ebenfalls aus Australien, einen deutlichen Leistungsunterschied gab.
Das Schicksal des Vizeweltmeisters aus der Sony-Liga zeigt die Abhängigkeit des RoboCups von Geldgebern, denn die meisten Teams – nicht nur in Deutschland – sind an Universitäten beheimatet. "Wie soll ein iranisches Schülerteam sonst in der Lage sein, Jahr für Jahr nach Japan, Amerika oder Europa zu fliegen?", fragt Ubbo Visser. Neben den Forschern müssen die bis zu 100 Kilo schweren Roboter samt Ersatzteilen und Werkzeug transportiert werden. Nicht nur die Reisen verschlingen Geld. Wer vorne mitspielen möchte, muss seine Roboter ständig weiterentwickeln. Mit Maschinen des Vorjahres haben die Teams kaum Chancen. Ehrgeizige Mannschaften bräuchten jährlich sechsstellige Eurobeträge. Auch Röfer schwimmt mit seinen Bremen Byters nicht im Geld: "Wir könnten noch vier weitere Aibo-Roboter gebrauchen, um im eigenen Labor auch mal vier gegen vier, wie beim RoboCup spielen zu können." Derzeit trainieren seine Vierbeiner immer nur zwei gegen zwei. In Deutschland unterstützt zwar die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Robotiker seit 2000 in einem sechsjährigen Förderungsprogramm, doch bis auf einige Kleinteile wird das Material nicht bezahlt. Neben den Teams benötigen auch die Veranstalter finanzielle Unterstützung. Ubbo Visser, als Organisationschef 2006 der Franz Beckenbauer des RoboCups, beziffert das Budget für die Meisterschaften in Bremen auf etwa zwei Millionen Euro. Da ist klar, dass dieser Preis nicht alleine durch die Teilnehmer aufgebracht werden kann.
Deutschland will die USA von Platz eins verdrängen
Insgesamt gelten die Deutschen beim RoboCup zusammen mit Japan und den USA als dominierende Nationen. Im Medaillenspiegel liegen die Amerikaner knapp vorne, die Asiaten sind Dritter. "Wir arbeiten daran, das in Osaka zu ändern", hofft Visser den Spitzenplatz zu erobern. Amtierender Weltmeister ist das German Team in der Sony-Liga der vierbeinigen Roboter und die Berliner FU Fighters in der Small Size League, in der die Roboter ihre Informationen über einen externen Computer mit Hilfe einer Kamera über dem Spielfeld bekommen. "Man kann aber nicht alle Ligen über einen Kamm scheren." Zur Middle Size Liga, deren Roboter im Gegensatz zur Small Size League jeweils mit Sensoren zur Umgebungswahrnehmung ausgestattet sind, gehören zwar acht deutsche Mannschaften, doch spitze ist keine von ihnen. Bei den Humanoiden haben die Japaner die Nase vorne. "Wir mischen überall mit. Man sieht das übrigens auch an der Anzahl deutscher Vertreter in den Gremien", erklärt Visser.
Zwar werden sich die Roboter auch in Osaka 2005 weiterentwickeln, doch Visser dämpft überzogene Erwartungen: "Ich sehe dieses Jahr in vielen Bereichen nur kleine Veränderungen und Fortschritte." In der Sony Liga führt man wieder Veränderungen der Lichthelligkeit- und -farbe durch, die die Sensoren der Roboter schnell irritieren und auf die er reagieren muss. "Im letzten Jahr konnte nur eines von 24 Teams bestehen." Dieses Jahr wird es aber mit Sicherheit mehr Spiele geben, die nach richtigem Fußball aussehen, weil mittlerweile immer mehr Teams auf einem hohen Niveau agieren. Die Regeln wurden entsprechend verschärft, um die Spiele einheitlicher und somit auch vergleichbarer zu machen. In der humanoiden Liga waren bis zuletzt viele verschiedene Roboter vertreten, sodass es zum ungleichen Duell von mehr als zwei Meter großen Maschinen gegen 15 Zentimeter hohe Roboter kam. Da lässt sich schlecht spielen.
Bremen ist für 2006 gerüstet
Noch besser soll es im nächsten Jahr werden. Zwar startet der RoboCup in Bremen erst in zwölf Monaten, doch die Planungen laufen seit ungefähr zwei Jahren. Die Jubiläumsauflage in der Messehalle soll einen würdigen Rahmen erhalten. Es wird eine Ausstellung zu "10 Jahre RoboCup" geben. "Momentan sind alle Kollegen aufgerufen, ihre früheren Roboter und Filme mitzubringen", erklärt OK-Chef Visser. Zudem sind eine Industrieschau für Serviceroboter sowie ein so genannter "Arbeitsmarkt Robotik" geplant, um Kontakte zwischen Firmen und Studierenden herzustellen. Ubbo Visser ist mit dem Stand der Dinge zufrieden: "Ich hoffe, dass wir trotz oder gerade wegen der richigen Fußball-WM Leute anlocken können."
2050 sollen Humanoide den Weltmeister besiegen
Deshalb haben die Robotiker das Ziel ihrer Forschung an den Fußball geknüpft. Im Jahr 2050 soll ein Team aus elf humanoiden, also menschenähnlichen, Robotern auf zwei Beinen, den amtierenden Weltmeister in einem Spiel nach offiziellen Regeln besiegen. 1997 zu Beginn des RoboCups überwog bei den meisten Teilnehmern große Skepsis, doch mit den raschen Fortschritten hat sich im Lager der Forscher Optimismus breit gemacht. "Es ist machbar. In der Robotik sind diese acht Jahre Welten. Wenn jemand 1920 gesagt hätte, wir schicken in 50 Jahren Menschen auf den Mond, hätte man denjenigen auch für verrückt erklärt", sagt Visser. Außerdem trage die Vision einiges zur Motivation bei. "Wenn ich daran nicht glauben würde, bräuchte ich auch nicht mitmachen."
Zwei neue Ligen stehen in den Startlöchern
Doch auch die nahe Zukunft verspricht einiges. "Eine Liga, die in den Startlöchern steht, ist die Segway-Liga", erklärt Röfer. Dabei werden kommerzielle Roller des gleichnamigen Herstellers mit Sensoren, Computern und einer Schussvorrichtung ausgestattet. Diese elektrisch angetriebenen Roboter-Roller bestehen aus zwei seitlichen Rädern und einer knapp einen Meter hohen, mittigen Lenkstange. Sie sollen autonom gegen Menschen zum Fußballspiel antreten, die ebenfalls auf einem solchen Gerät fahren. Eine andere Idee ist die "X-League". Dort will man die neuesten Fortschritte von Servicerobotern vorstellen, wie etwa solche, die auf Kanalarbeiten spezialisiert sind. "Es gibt schon etliche Veranstaltungen außerhalb des RoboCups, bei denen Roboter ihre Künste zeigen. Ein asiatischer Humanoide, der etwa 40 Zentimeter groß und sehr robust war, hat zum Beispiel beim RoboCup in Lissabon Flickflacks gemacht. Wenn man so etwas kann, dann gehen auch noch ganz andere erstaunliche Dinge", meint Visser.
Das German Team will seinen Titel verteidigen
Zuvor steht allerdings der RoboCup 2005 in Osaka auf dem Programm. Im Mittelpunkt wird auch das German Team stehen. Die "Nationalmannschaft", die sich aus dem Berliner AiboTeamHumboldt, den Bremen Byters, den Darmstadt Dribbling Dackels und den Microsoft Hellhounds aus Dortmund zusammensetzt, ist Titelverteidiger in der Sony Four-Legged League, der Liga der Vierbeiner. Sprecher Röfer strahlt Selbstbewusstsein aus: "Wir sind nach wie vor ungeschlagen und das Ziel ist natürlich die Titelverteidigung. Es würde mich sehr überraschen, wenn wir nicht mindestens das Viertelfinale erreichen würden." Die Champions leben unter anderem von ihrer jahrelangen Erfahrung, denn viele Mitglieder schreiben bereits an ihrer Doktorarbeit oder habilitieren. Die Chancen auf einen erneuten Erfolg stehen sehr gut. Zumal der Zweite von 2004, UTS Unleashed! aus Australien, aus Mangel an Sponsoren nicht antritt und es zum Dritten von Lissabon, den NuBots ebenfalls aus Australien, einen deutlichen Leistungsunterschied gab.
Kein RoboCup ohne Sponsoren
Das Schicksal des Vizeweltmeisters aus der Sony-Liga zeigt die Abhängigkeit des RoboCups von Geldgebern, denn die meisten Teams – nicht nur in Deutschland – sind an Universitäten beheimatet. "Wie soll ein iranisches Schülerteam sonst in der Lage sein, Jahr für Jahr nach Japan, Amerika oder Europa zu fliegen?", fragt Ubbo Visser. Neben den Forschern müssen die bis zu 100 Kilo schweren Roboter samt Ersatzteilen und Werkzeug transportiert werden. Nicht nur die Reisen verschlingen Geld. Wer vorne mitspielen möchte, muss seine Roboter ständig weiterentwickeln. Mit Maschinen des Vorjahres haben die Teams kaum Chancen. Ehrgeizige Mannschaften bräuchten jährlich sechsstellige Eurobeträge. Auch Röfer schwimmt mit seinen Bremen Byters nicht im Geld: "Wir könnten noch vier weitere Aibo-Roboter gebrauchen, um im eigenen Labor auch mal vier gegen vier, wie beim RoboCup spielen zu können." Derzeit trainieren seine Vierbeiner immer nur zwei gegen zwei. In Deutschland unterstützt zwar die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Robotiker seit 2000 in einem sechsjährigen Förderungsprogramm, doch bis auf einige Kleinteile wird das Material nicht bezahlt. Neben den Teams benötigen auch die Veranstalter finanzielle Unterstützung. Ubbo Visser, als Organisationschef 2006 der Franz Beckenbauer des RoboCups, beziffert das Budget für die Meisterschaften in Bremen auf etwa zwei Millionen Euro. Da ist klar, dass dieser Preis nicht alleine durch die Teilnehmer aufgebracht werden kann.
Deutschland will die USA von Platz eins verdrängen
Insgesamt gelten die Deutschen beim RoboCup zusammen mit Japan und den USA als dominierende Nationen. Im Medaillenspiegel liegen die Amerikaner knapp vorne, die Asiaten sind Dritter. "Wir arbeiten daran, das in Osaka zu ändern", hofft Visser den Spitzenplatz zu erobern. Amtierender Weltmeister ist das German Team in der Sony-Liga der vierbeinigen Roboter und die Berliner FU Fighters in der Small Size League, in der die Roboter ihre Informationen über einen externen Computer mit Hilfe einer Kamera über dem Spielfeld bekommen. "Man kann aber nicht alle Ligen über einen Kamm scheren." Zur Middle Size Liga, deren Roboter im Gegensatz zur Small Size League jeweils mit Sensoren zur Umgebungswahrnehmung ausgestattet sind, gehören zwar acht deutsche Mannschaften, doch spitze ist keine von ihnen. Bei den Humanoiden haben die Japaner die Nase vorne. "Wir mischen überall mit. Man sieht das übrigens auch an der Anzahl deutscher Vertreter in den Gremien", erklärt Visser.
Verschärfte Regeln für den Fortschritt
Zwar werden sich die Roboter auch in Osaka 2005 weiterentwickeln, doch Visser dämpft überzogene Erwartungen: "Ich sehe dieses Jahr in vielen Bereichen nur kleine Veränderungen und Fortschritte." In der Sony Liga führt man wieder Veränderungen der Lichthelligkeit- und -farbe durch, die die Sensoren der Roboter schnell irritieren und auf die er reagieren muss. "Im letzten Jahr konnte nur eines von 24 Teams bestehen." Dieses Jahr wird es aber mit Sicherheit mehr Spiele geben, die nach richtigem Fußball aussehen, weil mittlerweile immer mehr Teams auf einem hohen Niveau agieren. Die Regeln wurden entsprechend verschärft, um die Spiele einheitlicher und somit auch vergleichbarer zu machen. In der humanoiden Liga waren bis zuletzt viele verschiedene Roboter vertreten, sodass es zum ungleichen Duell von mehr als zwei Meter großen Maschinen gegen 15 Zentimeter hohe Roboter kam. Da lässt sich schlecht spielen.
Bremen ist für 2006 gerüstet
Noch besser soll es im nächsten Jahr werden. Zwar startet der RoboCup in Bremen erst in zwölf Monaten, doch die Planungen laufen seit ungefähr zwei Jahren. Die Jubiläumsauflage in der Messehalle soll einen würdigen Rahmen erhalten. Es wird eine Ausstellung zu "10 Jahre RoboCup" geben. "Momentan sind alle Kollegen aufgerufen, ihre früheren Roboter und Filme mitzubringen", erklärt OK-Chef Visser. Zudem sind eine Industrieschau für Serviceroboter sowie ein so genannter "Arbeitsmarkt Robotik" geplant, um Kontakte zwischen Firmen und Studierenden herzustellen. Ubbo Visser ist mit dem Stand der Dinge zufrieden: "Ich hoffe, dass wir trotz oder gerade wegen der richigen Fußball-WM Leute anlocken können."
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