Tropenökologie: In schwindelnden Höhen
Kaum zugänglich und wenig erforscht, tragen die oberen Stockwerke tropischer Regenwälder so manches Geheimnis in sich. Wissenschaftler nahmen das "Penthouse" eines Tiefland- Regenwaldes unter die Lupe und stolperten bei seinen weniger bodenständigen Bewohnern über eine gehörige Menge an Untermietern.
Licht ist Mangelware im Dickicht des tropischen Regenwaldes, der Kampf um die knappe Ressource allgegenwärtig. Aufsitzerpflanzen oder Epiphyten haben sich etwas Besonderes einfallen lassen, um das Problem zu lösen: In den abenteuerlichsten Formen siedeln sie dort, wo die Sonne noch die größten Chancen hat, das dichte Blätterdach zu durchdringen – in den Baumkronen. Kelchförmige Blattrosetten, wie Fangarme in die Luft ragende Wurzeln oder feine Saugschuppen helfen den Pflanzen, Wasser und Nährstoffe in ausreichendem Maße aufzunehmen. Eine Methode, von der auch andere profitieren, denn Epiphyten haben´s in sich: Sie beherbergen eine Vielzahl an Wirbellosen – und ihre Gastfreundlichkeit fällt ziemlich ins Gewicht.
Sie holten 35 Farne verschiedener Größe von den Bäumen und sammelten im Labor alle Invertebraten ab, auch diejenigen, die sich in Nestern aus abgestorbenen Blättern im Inneren versteckt hatten. "Ameisen und Termiten quollen geradezu aus den Pflanzen hervor", berichtet Ellwood. Die meisten kamen aus den großen Farnen: Ab einer Blattmenge von dreißig Blättern nahm die Biomasse der darin verborgenen Wirbellosen sogar exponentiell zu. Die Forscher konzentrierten sich deshalb auf fünf Prachtexemplare des in den Paläotropen weit verbreiteten Nestfarns (Asplenium nidus), der nicht selten ähnlich viel auf die Waage bringt wie ein Mensch mit Übergewicht.
Die Farne entpuppten sich als Eldorado für Invertebraten: Verborgen in Blattachseln und Nestern aus abgestorbener Substanz hielt sich in den Epiphyten eine etwa hundertmal größere Biomasse der krabbelnden und kriechenden Tierchen auf, als in einer gleich großen Fläche der Baumkrone. Und sie fühlten sich dort sichtlich wohl, denn in den Aufsitzerpflanzen waren sie nicht nur zahlreicher, sondern auch deutlich größer und ließen sich nur schwer dazu bewegen, ihren Unterschlupf zu verlassen. So konnte nur etwa die Hälfte der Wirbellosen erfasst werden, indem die Forscher die Bäume mit dem Insektizid besprühten, um den Rest mussten sie sich per Hand kümmern.
Trotz aller Schwierigkeiten zeigte sich dann doch: Beliebtheit hat seinen Preis. Ein einzelner Farn trug an seinen wirbellosen Untermietern fast so schwer wie die gesamte Krone, in der er wuchs. Zwar wiegen seine rückgratlosen Bewohner zusammen noch nicht einmal so viel wie eine Tafel Schokolade, aber auf das Kronendach eines ganzen Regenwaldes hochgerechnet kristallisiert sich die Bedeutung dieses Wertes heraus: Die Biomasse der Invertebraten ist dort möglicherweise mehr als doppelt so groß wie bisher angenommen – kein Wunder, denn in einem Hektar Kronendach kann sich etwa die Hälfte aller Wirbellosen in Epiphyten versteckt halten.
Martin Ellwood und William Foster von der Universität Cambridge wollten es genau wissen: Wie groß ist die Biomasse der Wirbellosen oder Invertebraten, die Aufsitzerpflanzen als Unterschlupf nutzen? Um die noch immer dunkelgraue Box im Modell des Nährstoffkreislaufs tropischer Regenwälder auszuleuchten, rückten die Forscher den kleinen Tierchen in einem Tiefland-Regenwald der Insel Borneo auf den Leib.
Sie holten 35 Farne verschiedener Größe von den Bäumen und sammelten im Labor alle Invertebraten ab, auch diejenigen, die sich in Nestern aus abgestorbenen Blättern im Inneren versteckt hatten. "Ameisen und Termiten quollen geradezu aus den Pflanzen hervor", berichtet Ellwood. Die meisten kamen aus den großen Farnen: Ab einer Blattmenge von dreißig Blättern nahm die Biomasse der darin verborgenen Wirbellosen sogar exponentiell zu. Die Forscher konzentrierten sich deshalb auf fünf Prachtexemplare des in den Paläotropen weit verbreiteten Nestfarns (Asplenium nidus), der nicht selten ähnlich viel auf die Waage bringt wie ein Mensch mit Übergewicht.
Die Untersuchungsobjekte hatten "ihren" Baum (Parashorea tomentella) jeweils für sich alleine, mussten ihn also nicht mit anderen Epiphyten teilen. Die Forscher besprühten jede Baumkrone mit einem Insektizid und verglichen die Invertebratenlast der Farne mit der einer entsprechend großen Fläche der Krone. Wie das Verhältnis bezüglich der gesamten Krone aussah, klärte eine Hochrechnung auf.
Die Farne entpuppten sich als Eldorado für Invertebraten: Verborgen in Blattachseln und Nestern aus abgestorbener Substanz hielt sich in den Epiphyten eine etwa hundertmal größere Biomasse der krabbelnden und kriechenden Tierchen auf, als in einer gleich großen Fläche der Baumkrone. Und sie fühlten sich dort sichtlich wohl, denn in den Aufsitzerpflanzen waren sie nicht nur zahlreicher, sondern auch deutlich größer und ließen sich nur schwer dazu bewegen, ihren Unterschlupf zu verlassen. So konnte nur etwa die Hälfte der Wirbellosen erfasst werden, indem die Forscher die Bäume mit dem Insektizid besprühten, um den Rest mussten sie sich per Hand kümmern.
Trotz aller Schwierigkeiten zeigte sich dann doch: Beliebtheit hat seinen Preis. Ein einzelner Farn trug an seinen wirbellosen Untermietern fast so schwer wie die gesamte Krone, in der er wuchs. Zwar wiegen seine rückgratlosen Bewohner zusammen noch nicht einmal so viel wie eine Tafel Schokolade, aber auf das Kronendach eines ganzen Regenwaldes hochgerechnet kristallisiert sich die Bedeutung dieses Wertes heraus: Die Biomasse der Invertebraten ist dort möglicherweise mehr als doppelt so groß wie bisher angenommen – kein Wunder, denn in einem Hektar Kronendach kann sich etwa die Hälfte aller Wirbellosen in Epiphyten versteckt halten.
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