News: Abruptes Ende?
Die Nebelwälder an den steilen Hängen der Anden haben in den vergangenen Jahrtausenden so manches klimabedingte Auf und Ab hinter sich gebracht - aber offenbar meist schön gemächlich. Wird sie der zu erwartende schnelle Temperaturanstieg überfordern?
Alles wird feucht, und nichts scheint je wieder zu trocknen, in der ständig wolkenverhangenen Region der Yungas, den steilen Tälern in den Osthängen der Anden. Nur selten dringt hier die Sonne bis zum Boden der urigen, verwunschen anmutenden Wälder mit ihren knorrigen Bäumen vor, deren Äste vor lauter Bromelien, Moosen und Orchideen kaum zu sehen sind. Sie sind eine faszinierende und undurchdringliche Welt für sich, diese Nebelwälder, die sich dort von etwa 1000 bis 3000 Meter Höhe erstrecken.
Die Wolken sind ihre Grundlage, sie liefern mehr als ein Drittel der Feuchtigkeit, welche die Pflanzen dort zum Überleben brauchen. Trockenheit, wie sie beispielsweise durch höhere Temperaturen und einer damit verbundenen geringeren Luftfeuchtigkeit entsteht, bewirkt puren Stress für die Lebensgemeinschaft. Allerdings muss eine Art keine weiten Strecken zurücklegen, um wieder in die angenehm feuchteren Gefilde der unteren Nebelzone zurückzukehren: Durch die extrem steile Topographie macht schon weniger als ein Kilometer einen Temperaturanstieg von ein bis zwei Grad Celsius wieder wett.
Insofern sollten die Bäume und ihre Mitbewohner die erwartete Erwärmung von ein bis vier Grad Celsius im Laufe der nächsten hundert Jahre doch spielend wegstecken – schließlich mussten sie in der Vergangenheit schon ganz anderes vertragen. So sahen die Wälder in den letzten 50 000 Jahren das Thermometer schon deutlich stärker klettern: Fünf bis neun Grad Celsius, so lässt sich aus verschiedenen Klimaarchiven ablesen, sind es in den letzten 20 000 Jahren immerhin mehr geworden. Der Punkt ist nur, und das bestätigen nun auch wieder die Ergebnisse von Mark Bush und Dunia Urrego vom Florida Institute of Technology und Miles Silman von der Wake Forest University: Die Wälder konnten sich damals ganz geruhsam an die Veränderungen anpassen.
Die Wissenschaftler werteten Sedimentproben aus dem Lago Consuelo aus, einem zehn Hektar großen peruanischen See auf 1360 Metern Höhe und damit aus der Region der unteren Nebelwälder. Zwei knapp neun Meter lange Bohrkerne förderten ein reichhaltiges Pollenarchiv zutage, aus dem die Wissenschaftler mittels der verewigten Vegetationstabellen die klimatischen Verhältnisse der letzten 48 000 Jahre in der Region rekonstruieren konnten.
In den Diagrammen zeigen sich deutlich zwei verschiedene Lebensgemeinschaften – eine für das Pleistozän, eine für das Holozän –, wobei der Übergang sich vor etwa 20 000 Jahren abzeichnet. Doch ist der Wechsel von einer Pflanzengesellschaft zur nächsten nicht etwa dadurch gekennzeichnet, dass sich innerhalb kurzer Zeit plötzlich alles verändert, im Gegenteil: Der Umbau geht so sanft vonstatten, dass er von dem Artenumsatz in den Jahrtausenden davor und danach von der Geschwindigkeit her nicht zu unterscheiden ist. Allein das veränderte Arteninventar macht klar, dass es klimatisch gesehen in eine neue Richtung geht.
Dieser sanfte Umbau lässt darauf schließen, dass sich auch die entsprechenden Klimabedingungen nicht rapide veränderten, sondern sich die Region langsam, aber kontinuierlich erwärmte. Die Forscher schätzen, dass die Temperaturen etwa um ein Grad Celsius pro Jahrtausend anstiegen.
Und genau hier liegt die Gefahr: Die zu erwartende Erwärmung aufgrund des menschgemachten Klimawandels wird um eine Größenordnung schneller ablaufen – bei vorsichtiger Schätzung findet dann ein Grad Celsius schon in einem Jahrhundert statt. Für Baumarten bedeutet dies, dass sie bereits innerhalb von ein bis zwei Generationen den Wolken in die Höhe hinterher ziehen müssten – ein ungewohnt hastiger Umzug, der vielen nicht gelingen dürfte. Und damit vielleicht das abrupte Ende für eines der artenreichsten Biotope weltweit.
Die Wolken sind ihre Grundlage, sie liefern mehr als ein Drittel der Feuchtigkeit, welche die Pflanzen dort zum Überleben brauchen. Trockenheit, wie sie beispielsweise durch höhere Temperaturen und einer damit verbundenen geringeren Luftfeuchtigkeit entsteht, bewirkt puren Stress für die Lebensgemeinschaft. Allerdings muss eine Art keine weiten Strecken zurücklegen, um wieder in die angenehm feuchteren Gefilde der unteren Nebelzone zurückzukehren: Durch die extrem steile Topographie macht schon weniger als ein Kilometer einen Temperaturanstieg von ein bis zwei Grad Celsius wieder wett.
Insofern sollten die Bäume und ihre Mitbewohner die erwartete Erwärmung von ein bis vier Grad Celsius im Laufe der nächsten hundert Jahre doch spielend wegstecken – schließlich mussten sie in der Vergangenheit schon ganz anderes vertragen. So sahen die Wälder in den letzten 50 000 Jahren das Thermometer schon deutlich stärker klettern: Fünf bis neun Grad Celsius, so lässt sich aus verschiedenen Klimaarchiven ablesen, sind es in den letzten 20 000 Jahren immerhin mehr geworden. Der Punkt ist nur, und das bestätigen nun auch wieder die Ergebnisse von Mark Bush und Dunia Urrego vom Florida Institute of Technology und Miles Silman von der Wake Forest University: Die Wälder konnten sich damals ganz geruhsam an die Veränderungen anpassen.
Die Wissenschaftler werteten Sedimentproben aus dem Lago Consuelo aus, einem zehn Hektar großen peruanischen See auf 1360 Metern Höhe und damit aus der Region der unteren Nebelwälder. Zwei knapp neun Meter lange Bohrkerne förderten ein reichhaltiges Pollenarchiv zutage, aus dem die Wissenschaftler mittels der verewigten Vegetationstabellen die klimatischen Verhältnisse der letzten 48 000 Jahre in der Region rekonstruieren konnten.
In den Diagrammen zeigen sich deutlich zwei verschiedene Lebensgemeinschaften – eine für das Pleistozän, eine für das Holozän –, wobei der Übergang sich vor etwa 20 000 Jahren abzeichnet. Doch ist der Wechsel von einer Pflanzengesellschaft zur nächsten nicht etwa dadurch gekennzeichnet, dass sich innerhalb kurzer Zeit plötzlich alles verändert, im Gegenteil: Der Umbau geht so sanft vonstatten, dass er von dem Artenumsatz in den Jahrtausenden davor und danach von der Geschwindigkeit her nicht zu unterscheiden ist. Allein das veränderte Arteninventar macht klar, dass es klimatisch gesehen in eine neue Richtung geht.
Dieser sanfte Umbau lässt darauf schließen, dass sich auch die entsprechenden Klimabedingungen nicht rapide veränderten, sondern sich die Region langsam, aber kontinuierlich erwärmte. Die Forscher schätzen, dass die Temperaturen etwa um ein Grad Celsius pro Jahrtausend anstiegen.
Und genau hier liegt die Gefahr: Die zu erwartende Erwärmung aufgrund des menschgemachten Klimawandels wird um eine Größenordnung schneller ablaufen – bei vorsichtiger Schätzung findet dann ein Grad Celsius schon in einem Jahrhundert statt. Für Baumarten bedeutet dies, dass sie bereits innerhalb von ein bis zwei Generationen den Wolken in die Höhe hinterher ziehen müssten – ein ungewohnt hastiger Umzug, der vielen nicht gelingen dürfte. Und damit vielleicht das abrupte Ende für eines der artenreichsten Biotope weltweit.
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