News: Interdisziplinärer Dialog
Können sich die Fettzellen jedoch auch direkt, also ohne Umweg über das Blut, verständigen? Um dies herauszufinden, ließen Christine Turtzo, Ruth Marx und Daniel Lane von der Johns Hopkins University Nervenzellen von Ratten und Fettzellen von Mäusen gemeinsam wachsen. Dabei entdeckten sie, dass die Fettzellen das Nervengewebe veranlassen einen Botenstoff – das Neuropeptid Y (NPY) – zu bilden. Die Nervenzellen produzierten dabei siebenmal mehr NPY in Anwesenheit von Fettzellen im Vergleich zu Kontrollzellen. Weiterhin stellten die Wissenschaftler fest, dass Insulin diese Bildung von NPY reduzieren kann.
Die Rolle des NPY außerhalb des Gehirns blieb bisher rätselhaft. Nun vermuten die Wissenschaftler, dass es den Fettabbau stoppt. Im Gehirn löst NPY dagegen ein Hungergefühl aus. Offensichtlich veranlasst NPY die Energiegewinnung durch Nahrungsaufnahme und bremst gleichzeitig die Energiegewinnung durch Fettverbrennung. Diese Wechselwirkung zwischen NPY und den Fettzellen ist scheinbar ein Teufelskreis, der zwangsweise zu Übergewicht führen muss. Dies verhindern jedoch Insulin und weitere Faktoren, die an der Regulation dieses Wechselspiels beteiligt sind.
Krankhafte Fettsucht und ihre Folgeerscheinungen werden vor allem durch Fettansammlungen im Bauchraum verursacht. Interessanterweise sind diese Fettspeicher im Vergleich zu anderen Fettgeweben stärker innerviert. Die Kommunikation zwischen Fettgewebe und Nervenzellen spielt hier wahrscheinlich eine große Rolle, die noch genauer erforscht werden muss.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.