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Giftig und aggressiv: Invasion der Hammerhaiwürmer

Nervengift produzierende, armlange Raubwürmer wanderten vor Jahrzehnten in Europa ein - aber bemerkt hat man sie erst jetzt. Sie jagen zum Glück nur Regenwürmer.
Der hammerköpfige Strudelwurm Biphalium kewense: Sein Mund ist gleichzeitig sein Anus. Dafür produziert er das Nervengift Tetrodotoxin. Ob das ein guter Tausch ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Ein bis zu 60 Zentimeter langer Wurm mit Hammerkopf marodiert durch Mitteleuropa. Der Strudelwurm Bipalium kewense stammt vermutlich aus Südostasien, doch nun ist er zusammen mit zwei verwandten Arten in Frankreich heimisch geworden und jagt die einheimischen Regenwürmer. Tatsächlich ist die eigenwillige Kreatur vermutlich schon seit Jahrzehnten hier, aktenkundig wurde sie aber erst, als eine Arbeitsgruppe um Jean-Lou Justine vom Muséum National d'Histoire Naturelle in Paris herumfragte. Wie das Team nun in »PeerJ« berichtet, tauchen diese als Landplanarien-Arten nicht nur in den französischen Übersee-Territorien, sondern auch in West- und Südwestfrankreich auf. Ein Exemplar wurde sogar in der Nähe von Paris gesichtet und eine verwandte Art in der Schweiz.

Das Projekt basiert auf Informationen aus der Bevölkerung. Seit 2013 betreiben Justine und sein Team ein Citizen-Science-Projekt, bei dem sie mit einem Twitter-Account, einem Blog und über klassische Medien Laien und Fachleute aufforderten, Sichtungen der Würmer mit dem charakteristischen Hammerkopf zu melden. Die erste Aufgabe der Fachleute war, die Meldungen über Schnecken, Regenwürmer, Tausendfüßler, Egel und andere mehr oder weniger wurmähnliche Kreaturen herauszufiltern.

Übrig blieb eine überraschende Vielfalt an invasiven Landplanarien. Das Team fand insgesamt Belege für fünf Spezies, mit Biphalium kewense als häufigster Art. Wozu die Tiere so einen eigenwillig geformten Kopf haben, ist bislang unbekannt; dafür stellte sich vor einiger Zeit heraus, dass der Strudelwurm eines der stärksten bekannten Gifte überhaupt produziert, das Nervengift Tetrodotoxin, das von Kugelfischen bekannt ist. Die invasiven Strudelwürmer leben räuberisch, so dass sie für die einheimischen Regenwürmer eine echte Bedrohung darstellen – und damit auch für die von ihnen abhängigen Ökosysteme. Wie groß das Problem mit den hammerköpfigen Raubwürmern tatsächlich ist, darüber gibt die Studie keine Auskunft – aber sie sind unter uns, so viel ist sicher.

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