Chemie: Ist das Periodensystem falsch herum?
Es ist eins der bekanntesten Bilder der Wissenschaft – und möglicherweise wird es in Zukunft umgedreht. Ein Team um die Psychologin Ellen Poliakoff von der University of Manchester und ihren Mann Martyn, Chemiker an der University of Nottingham, schlägt in »Nature Chemistry« vor, das Periodensystem in Zukunft andersherum anzuordnen. Die leichten Elemente stünden dann an der Basis, nach oben hin werden sie immer schwerer; eine solche Anordnung könne helfen, die Beziehungen der Elemente untereinander besser zu verstehen.
Die heutige, bereits von Periodensystem-Entdecker Dmitri Mendelejew im Jahr 1869 entworfene Darstellung hat etlichen Versuchen widerstanden, sie zu verbessern. Über die Jahre entwickelten Fachleute viele Varianten, darunter dreidimensionale baumartige oder spiralförmige Strukturen – doch keine konnte sich durchsetzen. Das Original erwies sich als praktisch und übersichtlich. Dabei hat es auch einige Nachteile, wie Poliakoff und Poliakoff schreiben. So stelle es die wichtigste Größe der Chemie wider die Intuition dar: die Reihenfolge, in der die Elektronenschalen nach und nach gefüllt werden.
Gefäße aller Art fülle man von unten nach oben, im Periodensystem sei das bisher aber andersherum, schreibt die Gruppe. Wie die psychologische Forschung außerdem zeige, assoziierten Menschen eine höhere räumliche Position mit höherer Masse. Ein weiterer Vorteil sei, dass im Schulunterricht die als Erstes behandelten leichten Elemente auf einer Wandtafel auf Augenhöhe seien. Gleichzeitig ändere sich – im Gegensatz zu bisherigen Alternativen – an der grundsätzlichen Anordnung und ihrer Übersichtlichkeit nichts. Die Resonanz von Kolleginnen und Kollegen sei bisher erstaunlich positiv, schreibt die Arbeitsgruppe.
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