News: Je schöner der Mann, desto schädlicher
Auf die negativen Folgen der sexuellen Selektion durch die Guppy-Weibchen stieß Robert Brooks von der James Cook University in Queensland. Aus einem See bei Townsville in Australien fischte er einige Tiere heraus und erforschte an deren Nachfolgegeneration den genetischen Zusammenhang zwischen sexueller Attrakivität der Männchen und der Überlebensfähigkeit. Hierzu ließ er einzelne Weibchen jeweils unter sechs Männchen ihren begehrtesten Partner auswählen. Je nachdem, wie oft sich ein Weibchen bis auf Körperlänge einem Männchen näherte, bewertete der Forscher mit einem Punkte-System die Attraktivität der männlichen Kandidaten.
Indem er seine Daten statistisch analysierte, fand er außerdem heraus, dass die sexuelle Attraktivität der männlichen Guppies erblich und mit ihrer Musterung genetisch gekoppelt zu sein scheint. Genauso wie die Musterung könnten deshalb die Anlagen für die Attraktivität der Männchen auf ihrem Y-Chromosom liegen. Brooks vermutet, dass die Attraktivitäts-Gene in der Nähe eines nicht rekombinierbaren Abschnittes liegen – in unmittelbarer Nähe von fehlerhaften Genen. Mit der Befruchtung gibt dann das Männchen die schädlichen Gene, in einer Art "Trittfahrer-Effekt", zusammen den Schönheits-Genen an die nächste Generation weiter, meint er. Dies könnte mit der Zeit dazu führen, dass sich die schädlichen Mutationen anhäuften. Brooks zufolge könnte dies erklären, warum der Vorteil, sich mit attraktiven Männchen zu paaren, auf der anderen Seite streng negativ mit den Überlebenschancen des Nachwuchses und der Zahl der geschlechtsreifen männlichen Nachkommen korreliert ist.
"Der einzige Vorteil für die Weibchen, sich mit besonders attraktiven Männchen zu paaren, besteht darin, besonders attraktive Söhne zu bekommen", meint Brooks. "Wenn solch ein Gegengewicht zwischen Attraktivität und Sterblichkeit der Männchen in der Natur auftritt, so könnte diese die Härte der sexuellen Selektion und somit die Evolution von Vorlieben in der Partnerwahl beeinflussen", erklärt er. Dieser Prozess wirkt sich dem Fisch-Forscher zufolge aber scheinbar nur stark auf Arten aus, die ein großes Y-Chromosom besitzen – wie beispielsweise die Guppies.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 21.10.1999
"Gelegenheit macht Liebe"
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