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Forschungsfinanzierung: Jeder dritte deutsche Forschungs-Euro geht in den Kraftfahrzeugbau

Ausgaben der Industrie für Forschung und Entwicklung im Jahr 2003
Im Jahr 2003 stiegen die Ausgaben der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung um 4,8 Prozent auf insgesamt 46,7 Milliarden Euro. Das ergab eine Umfrage des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, die sie im Sommer 2004 bei rund 28 000 deutschen Unternehmen durchführte und nun abschließend ausgewertet hat. Damit hatte die Wirtschaft deutlich stärker in Forschung und Entwicklung investiert, als allgemein vermutet.

Nach den Planungen der Unternehmen ist für das Jahr 2004 jedoch ein Rückgang um rund 1,7 Prozent auf dann 45,9 Milliarden Euro absehbar. Für das Jahr 2005 erwartet der Stifterverband wieder einen Anstieg um 2,4 Prozent auf 47,0 Milliarden Euro.

In erster Linie prägt die Automobilindustrie die Entwicklung: Jeder dritte Forschungs-Euro wird in diesem Wirtschaftssektor ausgegeben. Zugleich ist jeder vierte Forscher direkt oder indirekt für den Automobilbau tätig. Danach folgen die Branchen Elektrotechnik, Chemische Industrie sowie Maschinenbau.

Der Anteil des Staates bei der Finanzierung und Durchführung von Forschung und Entwicklung ist seit Mitte der 1990er Jahre jedoch kontinuierlich zurückgegangen. Finanzierten Bund und Länder im Jahr 1995 noch knapp 38 Prozent der Forschung und Entwicklung, waren es 2003 nur noch etwas über 31 Prozent.

Der Generalsekretär des Stifterverbands, Andreas Schlüter, mahnte deshalb eine deutliche Aufstockung der öffentlichen Mittel an. Dies ist vor allem im Hinblick auf das erklärte Ziel der Europäischen Union notwendig, bis zum Jahr 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung aufzubringen. Mit 2,55 Prozent im Jahr 2003 (gegenüber 2,53 Prozent im Jahr 2002) ist Deutschland derzeit noch unterdurchschnittlich.

Die Innovationsdynamik der Wirtschaft zeigt sich an der Höhe des Anteils an den FuE-Aufwendungen ohne staatliches Zutun. Dieser stieg von 1,54 Prozent des Brutoinlandproduktes im Jahr 1997 auf 1,78 Prozent im Jahr 2003. Zum Vergleich: In Frankreich liegt der Wert bei 1,43 Prozent, in Großbritannien bei 1,26 Prozent. Damit ist die deutsche Wirtschaft führend unter den großen europäischen Wirtschaftsnationen. Sie erreicht aber nicht das Niveau von Schweden (3,32 Prozent) oder Finnland (2,41 Prozent). Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland auf Platz 8 hinter Israel, Schweden, Finnland, Japan, Korea, den USA und der Schweiz. In der Europäischen Union lag das Mittel 2002 bei 1,95 Prozent, das der OECD bei 2,26 Prozent.

Rund ein Viertel der im Inland durchgeführten Forschung und Entwicklung wird von Betriebsteilen ausländischer Konzerne durchgeführt. Das entspricht etwa 11,5 Milliarden Euro. In ähnlicher Größenordnung forscht die deutsche Wirtschaft in ausländischen Unternehmenzweigen. Globalisierung in Forschung und Entwicklung ist nach Ansicht des Stifterverbands also keine Einbahnstraße.

Wegen der Zunahme der Zahl der Industriebeschäftigten für Forschung und Entwicklung, sieht der Stifterverband zudem einen Silberstreif am Horizont: Von 2002 auf 2003 stieg die Zahl leicht um 0,3 Prozent, nachdem sie zuvor um 1,6 Prozent gesunken war. Im Vergleich dazu sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2002 und 2003 in ganz Deutschland um drei Prozent.

Vor allem Großunternehmen mit über 500 Bediensteten prägen die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Im Jahr 2004 entfielen 87,3 Prozent der Aufwendungen auf Großkonzerne. Allerdings zeigen deren Planungen rückläufige Tendenzen, während kleine und mittlere Betriebe einen Anstieg um ein Prozent verzeichnen.
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