Einsamkeit: Je jünger, desto einsamer
Junge Menschen und Männer berichten laut einer weltweiten Studie über ein höheres Maß an Einsamkeit als Ältere und Frauen. Das zumindest geht aus den Antworten von mehr als 46 000 Teilnehmern des BBC Loneliness Experiment hervor, dessen erste Ergebnisse im Magazin »Personality and Individual Differences« erschienen sind.
Definiert ist Einsamkeit als die Diskrepanz zwischen tatsächlichen und gewünschten sozialen Beziehungen. Meint: Man würde gern mit anderen telefonieren, ausgehen, tanzen und so weiter, hat aber niemanden, um sich die Zeit zu vertreiben. Erwiesenermaßen kann es auf Gemüt und Gesundheit schlagen, sich allein zu fühlen. Entsprechend interessiert sind Forscher daran, herauszufinden, was zum Gefühl beiträgt –, denn wenn die Ursachen bekannt sind, lässt sich bestenfalls etwas dagegen tun.
Die aktuelle Untersuchung zeigt nun: Ein junger Mann, der in einer individualistischen Gesellschaft lebt – in Großbritannien oder den USA beispielsweise –, fühlt sich eher einsam als eine ältere Frau in einer kollektivistischen Gesellschaft wie in China oder Brasilien.
Die Ergebnisse zusammengefasst:
- Jüngere Menschen sagten häufiger, sie wären einsam, als Menschen mittleren Alters.
- Menschen mittleren Alters wiederum berichteten über mehr Einsamkeit als ältere Menschen.
- Männer fühlten sich häufiger einsam als Frauen.
- Menschen in individualistischen Ländern berichteten über mehr Einsamkeit als jene in kollektivistischen Staaten.
Die Ergebnisse stünden damit im Gegensatz zu dem, was viele vielleicht erwarten, sagt Studien-Mitautorin Manuela Barreto von der University of Exeter in einer Pressemitteilung. »Einsamkeit ist kein Dilemma, in dem nur ältere Menschen stecken.« Das Gefühl könnte auf die unterschiedlichen Erwartungen zurückzuführen sein, die jüngere und ältere Menschen hegen, sagt sie weiter. »Das Altersmuster scheint sich über viele Länder und Kulturen hinweg zu halten.«
Das Team des BBC-Experiments will untersuchen, wie sich die Erfahrungen mit Einsamkeit je nach Kultur, Alter und Geschlecht unterscheiden, und herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen den einzelnen Faktoren gibt. Anhand dieser Daten haben die Autorinnen und Autoren die Aussagen von 46 054 Teilnehmern im Alter von 16 bis 99 Jahren analysiert. Die Befragten leben in 237 Ländern und Territorien sowie auf diversen Inseln.
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