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News: Klonen hält jung

Als wahrer Jungbrunnen entpuppte sich unlängst das Klonen. Wissenschaftler haben jetzt nämlich festgestellt, dass Zellen von geklonten Kälbern jünger erscheinen als solche von gleichaltrigen Jungtieren, die nicht im Reagenzglas gezeugt wurden. Irgendetwas versetzt das geklonte Gewebe offenbar zurück in die Jugendzeit. Noch vermag allerdings niemand sagen, wie das passieren kann.
Das Leben einer Zelle endet natürlicherweise, wenn sie sich nicht mehr teilen kann. Die Telomere, Genabschnitte an den Chromosomenenden, verkürzen sich bei jeder Teilung. Sind sie "aufgebraucht", stirbt die Zelle. Normale Zellen verfügen somit nur über eine bestimmte Anzahl von Teilungszyklen. Über die Telomerlängen können Wissenschaftler auf das Zellalter rückschließen. Sie können sogar bestimmen, für wieviele Zyklen noch Material an den Chromosmenenden zur Verfügung steht.

Als Genetiker vor drei Jahren das Klonschaf Dolly schufen, fragten viele Wissenschaftler, ob Dollys Zellen nun älter seien als das Tier selbst. Und tatsächlich waren ihre Telomere viel kürzer als die von gleichaltrigen Artverwandten natürlicher Herkunft, denn das Retortenschaf wurde aus einer "erwachsenen" (ausdifferenzierten) Euterzelle geklont.

Jetzt haben Robert Lanza und seine Kollegen von Advanced Cell Technology in Massachusetts sechs Kälber geklont, deren Zellen deutlich jünger erscheinen als die ihrer Brüder und Schwestern, die zur gleichen Zeit, jedoch nicht im Reagenzglas gezeugt wurden (Science vom 28. April 2000). Diese Klone produzierten die Forscher, indem sie Bindegewebszellen aus Kalbsembryonen entnahmen und für mehrere Monate in Kultur brachten, bis kurz vor deren Tot. Erst dann isolierten die Wissenschaftler die Zellkerne und verpflanzten sie in Eizellen, deren eigenen sie Kern zuvor entfernt hatten.

Fünf bis zehn Monate nach der Geburt waren die Telomere der geklonten Tiere deutlich länger als die vom normalen Vieh im selben Alter. "Es ist wirklich bemerkenswert", erklärt Lanza. "Die Telomere aller Rinder sehen aus wie die von Neugeborenen. Sogar bei einjährigen Klonen." Die Ursache dafür ist allerdings auch ihm schleierhaft. Möglicherweise liegen die Unterschiede in den verschiedenen Klonierungstechniken begründet: Bei Dolly wurden Euterzellen verwendet, die praktisch in einem Ruhezustand fixiert waren und nicht mehr alterten. In der neuen Studie kamen hingegen Bindegewebszellen zum Einsatz, die kurz vor ihrem natürlichen Tot standen. Möglicherweise verfügen die Zelltypen über verschiedene Reparaturmechanismen für die Telomere.

Allerdings können die Wissensachaftler nicht sagen, ob die Tiere deshalb auch länger leben werden als gewöhnlich. Sie werden auf jeden Fall eine ganze Weile auf das Ergebnis warten müssen, denn Kühe können bis zu 20 Jahre alt werden.

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