News: Krabbelnde Medizin
Die Arbeitsgruppe von Otvos isolierte diese antimikrobiellen Moleküle aus Pflanzensaft saugenden Insekten (Biochemistry vom 21. Oktober 2000). Die Wissenschaftler interessierten sich insbesondere für den Rezeptor des Moleküls im Bakterium. Es zeigte sich, dass das Molekül an das bakterielle Hitzeschock-Protein namens DnaK bindet. Hitzeschock-Proteine sind Reparaturenzyme bei Bakterien wie auch bei Pflanzen und Tieren, welche die Konformation anderer, temperaturlabile Proteine bei Temperaturanstieg stabilisiert. Sie erfüllen damit eine wichtige Funktion bei der Anpassung an äußere Temperaturschwankungen. Die antimikrobielle Wirkung des Insektenmoleküls beruht demnach auf der Zerstörung dieses Anpassungsmechanismus.
Das Insektenpeptid bindet jedoch nicht an das DnaK-Äquivalent im Menschen, das Protein Hsp70, das ebenfalls die Konformation anderer Proteine stabilisiert. Damit könnte das Peptid beim Menschen als Antibiotikum gegen Bakterien eingesetzt werden, ohne dass menschliche Zellen geschädigt werden. Laszlo Otvos zeigt sich hier optimistisch: "Mit der Kenntnis des Rezeptors ist das Tor zur Entwicklung stammspezifischer Antibiotika geöffnet."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 27.12.1999
"2:0 für Antibiotika"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 22.12.1998
"Neue Bakterien-Keulen schlagen Infektionen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 1/97, Seite 30
"Das Wirbeltier-Immunsystem: Vorformen bei Wirbellosen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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