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News: Krebsmittel mit Lichtschalter

Eine neue Variante des Wirkstoffs Cisplatin könnte die Krebstherapie effizienter machen. Die Nebenwirkungen sind geringer als bei anderen Chemotherapien, da der Wirkstoff erst durch Licht aktiviert werden muß. Damit kann gesteuert werden, daß Cisplatin nur Tumorzellen zerstört. Einsatzbereit ist das Medikament jedoch noch nicht.
Die Medikamente, die Ärzte gegen den Krebs ins Feld führen, zum Beispiel die wichtige Metallverbindung Cisplatin, greifen oft noch mehr als nur den Tumor an: Die Nebenwirkungen der Chemotherapie – zum Beispiel Haarausfall und Appetitlosigkeit – kommen daher, daß die Wirkstoffe meist recht wahllos alle schnellwachsenden Zellen im Körper attackieren. Ein Ausweg könnten Medikamente sein, die gezielt nur am Tumor zur Wirkung gebracht werden – etwa indem sie nur dort, "vor Ort", durch Licht aktiviert werden. Ein Team um den Chemiker Peter J. Sadler von der University of Edinburgh hat nun eine chemische Verbindung vorgestellt, die wie Cisplatin wirkt, aber erst durch Licht "entsichert" wird.

Die Idee, den Angriff der Wirkstoffe auf den Tumor durch Licht zu steuern, ist nicht neu. So gibt es zum Beispiel bereits Substanzen, welche die Energie des Lichts, das etwa über Glasfasern in den Tumor geleitet wird, auf Sauerstoffmoleküle übertragen. Diese sind in der Zelle in geringer Menge vorhanden udn zerstören dann – durch Licht aktiviert – das Erbmolekül der beleuchteten Zelle. Der Wirkstoff Cisplatin funktioniert leider nicht so selektiv: Er bindet fest an die DNA und verhindert so, daß die Zelle die in ihrem Erbmolekül gespeicherte Information ablesen kann – aber nicht gezielt nur in Tumoren.

Abhilfe schafft hier eine neue Variante des Wirkstoffs, die Sadler und seine Mitarbeiter hergestellt haben: Sie besteht aus einer Verbindung des Metalls Platin, die erst unter Bestrahlung mit Licht ein Cisplatin-ähnliches Molekül freisetzt. Dieses dockt dann – wie Modellversuche zeigten – ähnlich wie der schon bekannte Wirkstoff an die DNA an. Vorteile der neuen Substanz: Sie benötigt für ihren gezielten Einsatz keinen Sauerstoff. Außerdem bindet sie sich – im Gegensatz zum Cisplatin – gleich über zwei Bindungsstellen an das Erbmolekül und gibt der Tumorzelle damit weniger Gelegenheit, sich auf den Angriff einzustellen.

Möglichkeiten, die Aktivität des Wirkstoffs zu steuern, haben Sadler und sein Team auch schon gefunden: Je nachdem, wie einige an das Platin gebundene Atomgruppen beschaffen sind, wird das Tumorgift unter Beleuchtung schneller oder langsamer aktiviert. Auf dieselbe Weise hofft Sadler auch, einen der derzeit noch bestehenden Nachteile seiner Verbindung beseitigen zu können: Momentan ist die Substanz noch so reaktiv, daß sie auch andere Moleküle in gesunden Zellen zerstören würde.

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