News: Krebsmittel mit Lichtschalter
Die Idee, den Angriff der Wirkstoffe auf den Tumor durch Licht zu steuern, ist nicht neu. So gibt es zum Beispiel bereits Substanzen, welche die Energie des Lichts, das etwa über Glasfasern in den Tumor geleitet wird, auf Sauerstoffmoleküle übertragen. Diese sind in der Zelle in geringer Menge vorhanden udn zerstören dann – durch Licht aktiviert – das Erbmolekül der beleuchteten Zelle. Der Wirkstoff Cisplatin funktioniert leider nicht so selektiv: Er bindet fest an die DNA und verhindert so, daß die Zelle die in ihrem Erbmolekül gespeicherte Information ablesen kann – aber nicht gezielt nur in Tumoren.
Abhilfe schafft hier eine neue Variante des Wirkstoffs, die Sadler und seine Mitarbeiter hergestellt haben: Sie besteht aus einer Verbindung des Metalls Platin, die erst unter Bestrahlung mit Licht ein Cisplatin-ähnliches Molekül freisetzt. Dieses dockt dann – wie Modellversuche zeigten – ähnlich wie der schon bekannte Wirkstoff an die DNA an. Vorteile der neuen Substanz: Sie benötigt für ihren gezielten Einsatz keinen Sauerstoff. Außerdem bindet sie sich – im Gegensatz zum Cisplatin – gleich über zwei Bindungsstellen an das Erbmolekül und gibt der Tumorzelle damit weniger Gelegenheit, sich auf den Angriff einzustellen.
Möglichkeiten, die Aktivität des Wirkstoffs zu steuern, haben Sadler und sein Team auch schon gefunden: Je nachdem, wie einige an das Platin gebundene Atomgruppen beschaffen sind, wird das Tumorgift unter Beleuchtung schneller oder langsamer aktiviert. Auf dieselbe Weise hofft Sadler auch, einen der derzeit noch bestehenden Nachteile seiner Verbindung beseitigen zu können: Momentan ist die Substanz noch so reaktiv, daß sie auch andere Moleküle in gesunden Zellen zerstören würde.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 21.4.1999
"Mit körpereigenen Genen gegen Krebs"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 30.4.1999
"Ein Krebsmittel aus dem chinesischen Kräutergarten"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.