Konkurrenz für Autan?: Laute Musik macht Mücken zu Sexmuffeln
Weibliche Stechmücken verlieren den Appetit auf Blut und Sex, wenn sie mit lauter Elektromusik beschallt werden – zumindest ein wenig. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam um Noppawan P. Morales von der Mahidol University in Thailand nach einem Experiment mit hungrigen Gelfiebermückenweibchen, paarungswilligen Mückenmännchen, Goldhamstern und einer Stereoanlage. Veröffentlich hat die Studie das Fachblatt »Acta Tropica«.
Die Forscher hatten zunächst eigentlich nur die Geräuschempfindlichkeit von Mücken testen wollen. Tatsächlich lag nahe, dass Lärmverschmutzung zumindest die Paarung der Tiere stören kann: Man weiß, dass die Mücken in verschiedenen Frequenzen gut hören können und die Geschlechter zueinanderfinden, indem die Männchen ihr per Flügelschlag produziertes Sirrgeräusch mit dem der Weibchen harmonisieren. Dass laute Musik den Appetit verderben kann, hatte ein amerikanisches Entomologenteam bereist 2018 demonstriert – seine Käfer fraßen weniger Blattläuse, wenn sie mit lautem Heavy Metal beschallt wurden.
Das Team aus Thailand griff in seinem Experiment zum Abschrecken von Aedes-Mücken nun zu einer möglichst »lärmenden« Darbietung: dem Song »Scary Monsters and Nice Sprites« des Electro-DJs Skrillex, der sich unter anderem durch eine konstant ansteigende Tonhöhe als Störquelle qualifiziert. Mit dem Stück beschallten die Forscher in hoher Lautstärke einen Versuchskäfig, in den sie dann einen Schwarm Mückenweibchen scheuchten, die seit einem Tag keine Blutmahlzeit aufgenommen hatten und entsprechend hungrig waren. Zudem platzierten sie Goldhamster (als Mahlzeit) und Mückenmännchen (zur Paarung) in den Käfig und beobachteten die Geschehnisse.
Wird der Versuch in Stille durchgeführt, so beginnen Mückenweibchen meist innerhalb von 30 Sekunden mit der Nahrungsaufnahme am Hamster und paaren sich anschließend häufig mit Männchen. Die Skrillex-Tiere dagegen begannen in der Regel erst mit Anflügen auf den Hamster, wenn das Electro-Stück schon minutenlang ausgelaufen war. Auch dann näherten sie sich auffällig zögerlich. Zudem hatten die Tiere im Musikkäfig während der Versuchsdauer etwa fünfmal weniger Sex.
Offensichtlich stört Electro die Tiere nachhaltig, schlussfolgern die Forscher – wie auch die jüngsten Kommentatoren auf dem YouTube-Seite des Skrillex-Stücks, die bereits angeben, es zur Mückenabschreckung einzusetzen. Dieses Experiment dürfte im großen Maßstab auf Gegenwind stoßen. Immerhin ist nun aber belegt, welchen Einfluss Störgeräusche auf die Stechmücken haben. Vielleicht lassen sich »neue Wege zur Entwicklung von musikbasierten Personenschutzmaßnahmen« finden, konstatieren Morales und Kollegen nur halb im Scherz.
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