Wahrnehmung: Mal Frau, mal Mann
Je nach Lage im Sehfeld erscheinen Gesichter männlich oder weiblich.
Aus dem Augenwinkel beobachten wir eine Person, die sich gerade neben uns gesetzt hat. Mann oder Frau? Ob sich unser neuer Nachbar links oder rechts von uns niedergelassen hat, sollte bei dieser Entscheidung keine Rolle spielen – oder etwa doch? Forscher um Arash Afraz von der Harvard University in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) gingen der Sache nach.
Überraschenderweise lag dieser Kipppunkt keinesfalls immer bei der mittleren Stufe, sondern variierte je nach Position des Bilds im Gesichtsfeld. Dasselbe Konterfei wirkte somit an einem Punkt weiblich und an einem anderen männlich! Jeder Proband zeigte seine individuelle Wahrnehmungsverzerrung: Der eine nahm Personen etwa rechts oben eher als feminin wahr, der andere links unten. Ähnliche Ergebnisse erhielten die Wissenschaftler, als sie dasselbe Experiment mit Gesichtern durchführten, bei denen sich nicht das Geschlecht, sondern das Alter fließend veränderte.
Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? Afraz und sein Team sehen die Ursache darin, dass im Auge einzelne Sinneszellen und kleine Neuronengruppen eng eingegrenzte Bereiche des Gesichtsfelds abdecken. Dies spiegelt sich auch in der Sehrinde des Gehirns wider, in der einzelne Hirnzellgruppen die verschiedenen Sinneseindrücke von der Netzhaut verarbeiten. In diesen Ensembles, so vermuten die Forscher, könnten wiederum einzelne Zellen für die Bestimmung des Geschlechts oder des Alters zuständig sein, die jeweils unterschiedliche Kipppunkte aufweisen.
Um dies zu überprüfen, wiederholten die Wissenschaftler ihren Versuch – diesmal aber mit Bildern in drei unterschiedlichen Größen. Und siehe da: Je größer die Gesichter erschienen, desto weniger variierten die Einschätzungen der Probanden. Dies lag nicht etwa daran, dass die Aufgabe nun einfacher war. Die Forscher hatten vielmehr die Porträts noch mehr angenähert – der Schwierigkeitsgrad war somit vergleichbar hoch wie beim ersten Experiment.
Größere Bilder aktivieren mehrere Neuronenverbände im Gehirn, folgern Afraz und seine Kollegen. Die individuellen Verzerrungen der Zellgruppen mitteln sich dann einfach heraus, so dass die Unterschiede nicht mehr deutlich werden. (cb)
Während ihre elf Probanden dauerhaft einen Punkt in der Mitte des Bildschirms fixierten, blendeten die Wissenschaftler eines von sieben kleinen Porträts an verschiedenen Orten in deren Sehfeld ein. Was die Versuchsteilnehmer nicht wussten: Sie sahen immer wieder ein und dasselbe Gesicht – allerdings künstlich verfremdet zu sieben unterschiedlichen Geschlechtsstufen von sehr männlich über androgyn bis unverwechselbar weiblich. Die Wissenschaftler wollten nun wissen, unter welchen Bedingungen die Probanden das Geschlecht am unsichersten bestimmen konnten.
Überraschenderweise lag dieser Kipppunkt keinesfalls immer bei der mittleren Stufe, sondern variierte je nach Position des Bilds im Gesichtsfeld. Dasselbe Konterfei wirkte somit an einem Punkt weiblich und an einem anderen männlich! Jeder Proband zeigte seine individuelle Wahrnehmungsverzerrung: Der eine nahm Personen etwa rechts oben eher als feminin wahr, der andere links unten. Ähnliche Ergebnisse erhielten die Wissenschaftler, als sie dasselbe Experiment mit Gesichtern durchführten, bei denen sich nicht das Geschlecht, sondern das Alter fließend veränderte.
Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? Afraz und sein Team sehen die Ursache darin, dass im Auge einzelne Sinneszellen und kleine Neuronengruppen eng eingegrenzte Bereiche des Gesichtsfelds abdecken. Dies spiegelt sich auch in der Sehrinde des Gehirns wider, in der einzelne Hirnzellgruppen die verschiedenen Sinneseindrücke von der Netzhaut verarbeiten. In diesen Ensembles, so vermuten die Forscher, könnten wiederum einzelne Zellen für die Bestimmung des Geschlechts oder des Alters zuständig sein, die jeweils unterschiedliche Kipppunkte aufweisen.
Um dies zu überprüfen, wiederholten die Wissenschaftler ihren Versuch – diesmal aber mit Bildern in drei unterschiedlichen Größen. Und siehe da: Je größer die Gesichter erschienen, desto weniger variierten die Einschätzungen der Probanden. Dies lag nicht etwa daran, dass die Aufgabe nun einfacher war. Die Forscher hatten vielmehr die Porträts noch mehr angenähert – der Schwierigkeitsgrad war somit vergleichbar hoch wie beim ersten Experiment.
Größere Bilder aktivieren mehrere Neuronenverbände im Gehirn, folgern Afraz und seine Kollegen. Die individuellen Verzerrungen der Zellgruppen mitteln sich dann einfach heraus, so dass die Unterschiede nicht mehr deutlich werden. (cb)
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