Astronomie: Massenkarambolage im All
„Dies ist das spektakulärste und unruhigste Gebilde, das ich je gesehen habe“, erklärt der Astronom Cheng-Jiun Ma von der University of Hawaii voller Bewunderung. Er meint das System MACSJ0717, das rund 5,4 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist. In diesem gigantischen Himmelsobjekt konnten Ma und seine Kollegen erstmals eine Art kosmische Massenkarambolage beobachten, bei der gleich mehrere Galaxienhaufen ineinander rasen. Solche Haufen bestehen jeweils aus mehreren Galaxien und sind die größten durch Gravitation zusammengehaltenen Gebilde im Universum.
Die Wissenschaftler nutzten optische Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops sowie des Keck-Observatoriums auf Hawaii und bezogen Röntgendaten des Chandra-Observatoriums in die Analyse mit ein. Aus den Daten konnten sie die dreidimensionale Geometrie und die Bewegungen in dem System rekonstruieren. Demnach sind vier separate Galaxienhaufen an der Kollision beteiligt. Ein kosmischer Crash von diesem Ausmaß wurde bisher noch nicht dokumentiert.
Tatsächlich ähnelt die Situation derjenigen bei einem Auffahrunfall. Die Galaxienhaufen liegen aufgereiht in einem Band – oder Filament – mit einer Länge von 13 Millionen Lichtjahren, das mit Gas und dunkler Materie vollgepackt ist. Sie bewegen sich, als seien sie in dieser gigantischen Ansammlung von Masse sukzessive aufeinandergeprallt. Dabei ballte sich das intergalaktische Gas zusammen, während sich die Galaxien in den Haufen fast ungebremst weiterbewegten. Da bei jeder dieser Kollisionen gigantische Mengen an Wärme freigesetzt wurden und werden, erreicht MACSJ0717 extrem hohe Temperaturen, die es sogar im Röntgenbereich strahlen lassen.
Christian Tack
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben