Europäische Raumfahrt: Ministerratskonferenz stellt Weichen für die ESA

Rund zehn Milliarden Euro darf die Europäische Raumfahrtbehörde ESA in den nächsten drei Jahren für ihre Programme ausgeben. Dies beschlossen nach zähen Verhandlungen die Forschungsminister der 20 ESA-Mitgliedsländer auf einer zweitägigen Tagung in Neapel, die vom 20. bis 21. November 2012 stattfand. Unter anderem wurde festgelegt, das Programm zur wissenschaftlichen Erforschung des Weltalls wie geplant durchzuführen. In den nächsten vier Jahren werden die Missionen Gaia, LISA Pathfinder und BepiColombo starten. Gaia soll rund eine Milliarde Sterne in unserem Milchstraßensystem vermessen, LISA Pathfinder wird Technologien für den Nachweis von Gravitationswellen in der Erdumlaufbahn erproben und BepiColombo ist eine Raumsonde zur Erforschung des sonnennächsten Planeten Merkur. Auch die kürzlich begonnene Jupitersonde JUICE wird fortgeführt. Zudem wurde ein Kooperationsvertrag mit Russland im Rahmen des Programms ExoMars zur Erkundung des Roten Planeten gebilligt. Im Rahmen dieser Kooperation könnte die russische Seite unter anderem die Trägerraketen für den Start von Marssonden zur Verfügung stellen.

Die Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS wird fortgeführt und es sollen weitere europäische Astronauten ins All fliegen. Da aber in etwa zwei Jahren das erfolgreiche ATV-Programm, eine Serie von fünf unbemannten Raumfrachtern, ausläuft, mussten die Minister entscheiden, wie sie sich an den laufenden Kosten für den Betrieb der ISS beteiligen wollen. Bislang wurden diese durch Sachleistungen wie das ATV an die NASA abgegolten. Die Minister gaben grünes Licht, für die neue Orion-Raumkapsel der NASA das Servicemodul zu entwickeln und dafür auf Technologien aus dem ATV-Programm zurückzugreifen.
Weitere Beschlüsse betrafen die Planungen zur Erderkundung mittels Satelliten, die Weiterentwicklung von Kommunikationssatelliten und die Fortführung des Satellitennavigationssystems Galileo. Auch Förderprogramme für die kommerzielle Weiterentwicklung von Raumfahrttechnologien wurden autorisiert. Für die weitere Zukunft soll die ESA zudem in eine schlagkräftige EU-Raumfahrtagentur umgewandelt werden. Im Frühjahr 2014 wollen sich die Forschungsminister der ESA-Mitgliedsländer erneut treffen und über die weitere Entwicklung der europäischen Raumfahrt und der ESA beraten und entscheiden.
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