News: Mit Lernen das Gehirn kleinkriegen
Für jede Person wurde nun die Anzahl der Ausbildungsjahre, beginnend mit dem ersten Schuljahr, ermittelt. Für jedes dieser Jahre fanden die Forscher etwa 1,77 Milliliter mehr cerebrospinale Flüssigkeit um das Gehirn herum. Zum Beispiel besaßen ältere Menschen mit 16 Jahren Ausbildungszeit etwa acht bis zehn Prozent mehr dieser Flüssigkeit als solche mit nur vier Jahren Schule – bei gleichem Alter, Geschlecht und Schädelmaßen.
Trotz einer stärkeren Schrumpfung des Gehirns ließ sich kein klinischer Hinweis für einen merklichen Verlust an Gedächtnis oder der geistigen Fähigkeiten bei den länger ausgebildeten Personen feststellen. Außerdem ergab sich kein deutlicher Unterschied zwischen den unterschiedlichen Geschlechtern. Gute Ausbildung verringerte bei Frauen wie Männern gleichermaßen den Gedächtnisverlust. Die in der Juli-Ausgabe von Neurology (Abstract) veröffentlichte Untersuchung unterstützt damit die "Reserven-Hypothese", nach der gebildetere Menschen zwar ein größeres altersbedingtes Schrumpfen des Gehirns aufweisen, aber besser gegen geistige Alterungserscheinungen wie Vergeßlichkeit oder sogar Demenz gewappnet sind.
"Unsere Forschung zeigt, daß Ausbildung eine schützende Wirkung besitzt", sagt Coffey. "Allerdings reduziert diese nicht solche Gehirnänderungen, die mit Krankheiten oder Alterung in Verbindung stehen. Sie ermöglichen es aber den länger ausgebildeten Individuen, den Einflüssen einer sich zersetzenden Gehirnstruktur eher zu widerstehen, indem sie bessere Kognitions- und Verhaltensfunktionen behalten. Zusätzliche Forschung dürfte jedoch nötig sein, um die Mechanismen zu bestimmen, durch welche die Ausbildung möglicherweise kognitive Fähigkeiten bewahrt."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 9.6.1999
"Alter allein macht nicht dümmer"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 7.1.1999
"Älter, nicht schneller"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 1.12.1998
"Lücken im Gedächtnis"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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