News: Natürliche Verflechtungen
Dabei kann die so genannte Konnektivität des Netzes – der verwirklichte Anteil aller möglichen direkten Verbindungen zwischen allen Knoten – überraschend niedrig sein, solange genügend übergeordnete Verbindungsschnittstellen existieren. Solche Schnittstellen sind in small-world-Systemen einzelne Gruppen, Cluster oder Cliquen: Subnetze, zwischen denen nur wenige Verbindungen bestehen, in denen aber einige wenige Netzteilnehmer zusammengefasst sind, die alle engstens miteinander verknüpft sind. Eine derartige Clusterbildung vereinfacht die Komplexität des Gesamtnetzes, denn Verbindungen zwischen wenigen Clustern verbinden gleichzeitig alle darin organisierten Mitglieder.
Wissenschaftler der San Francisco State University um Neo Martinez sowie der Notre Dame University um Alberto Barabási untersuchten nun die Strukturmerkmale der komplexen Nahrungsketten-Netzwerke verschiedener Ökosysteme. Ob auch diese Netze charakteristische small-world-Strukturen aufweisen, war eine bislang umstrittene Frage. Eine Antwort ließe vielleicht exaktere theoretische Rückschlüsse darauf zu, welche Folgen Eingriffe und Störungen in das System haben könnten – und welche Bereiche etwa besonders anfällig gegenüber einem Biodiversitäts-Verlust sind.
Nach bislang gängiger und empirisch belegter Meinung sorgt der Ausfall einer Planstelle eines ökologischen Nahrungsnetzes – beispielsweise, weil eine Art des Ökosystems ausstirbt – für Umwälzungen, die erst über mehr als vier Verknüpfungsstationen des Netzes keine Auswirkungen mehr nach sich ziehen. Nun belegen die neuen Erkenntnisse der überraschend hohen Konnektivität aber, dass etwa 95 Prozent aller Knoten der untersuchten Nahrungsnetze über weniger als drei Zwischenstationen miteinander verbunden sind – im Durchschnitt sind es sogar nur zwei. Das weckt Befürchtungen: Verluste der Artenvielfalt oder die Invasion konkurrenzloser Fremdspezies könnten in Ökosystemen viel mehr Spezies direkt betreffen, als bislang vermutet worden war. "Man sollte nicht so sicher sein, dass man die Auswirkungen von Ökosystem-Eingriffen wirklich vorhersagen könnte", sagt daher Martinez.
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