News: Neue Wirkung alter Mittel
Inzwischen gilt unter den meisten Wissenschaftlern als sicher, dass Prionen den Rinderwahnsinn BSE oder die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen. Nach einer wirksamen Kur gegen die Prionen fahndeten die Mediziner jedoch bisher vergebens. Jetzt beschritt Carsten Korth, der im Labor von Stanley Prusiner bei der University of California in San Francisco arbeitet, einen neuen Weg. Auf der Suche nach Wirkstoffen konzentrierte er sich auf Medikamente, die ungehindert ins Hirn vordringen können. Dies vermögen nur wenige Stoffe, da sich das Gehirn mit der Blut-Hirn-Schranke vor unerwünschten Eindringlingen abschottet.
Bei zwei Medikamenten wurde Korth fündig – und beide haben zunächst nichts mit Prionenerkrankungen zu tun. Quinacrin wurde in den achtziger Jahren gegen Malaria eingesetzt, während mit Chlorpromazin psychotische Störungen wie Schizophrenie behandelt wurden. Beide haben jedoch gemeinsam, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können.
Die Arbeitsgruppe von Prusiner testete nun die beiden Stoffe bei Neuroblastoma-Zellen von Mäusen. Diese Krebszellen teilen sich immer weiter und reagieren empfindlich auf Prioneninfektionen. Sie sind somit die "Haustiere" der Prionenforschung. Es zeigte sich nun, dass sowohl Quinacrin als auch Chlorpromazin die Umfaltung von PrPC-Proteine in PrPSc-Prionen verhindern. Dabei war das Malariamittel etwa zehnmal wirkungsvoller als das Psychopharmakon. Dennoch setzen die Wissenschaftler ihrer Hoffnung eher auf Chlorpromazin, da es die Blut-Hirn-Schranke effektiver überschreitet.
Obwohl der Mechanismus gegen die Prionen den Forschern noch schleierhaft ist, hoffen sie, dass die alten Mittel auch beim Menschen eine Wirkung zeigen. Dabei sollten die Wirkstoffe die weitere Umfaltung der Prionen stoppen oder – im Optimalfall – die Umfaltung sogar rückgängig machen. "Selbst wenn Quinacrin und Chlorpromazin bei menschlichen Zellen nicht wirken sollte", meint Barnaby May von der Arbeitsgruppe, "könnten sie als Ausgangsbasis für die Entwicklung ähnlicher Verbindungen dienen, von denen einige mit Sicherheit eine bessere Anti-Prionen-Wirkung und eine effektivere Überwindung der Blut-Hirn-Schranke haben werden. Wir arbeiten daran."
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