News: Neues vom Beginn der Traumzeit
Thorne und seine Kollegen entschlossen sich zu einem neuen Versuch, das Alter von Mungo 3 zu bestimmen. Diesmal setzten sie gleich drei verschiedene Techniken ein, deren Ergebnisse sie miteinander verglichen (Journal of Human Evolution vom Juni 1999). Bei der optisch angeregten Lumineszenz (optically stimulated luminescence, OSL) wird die Rekombination von Elektronen mit Störstellen in der Kristallstruktur umliegender Mineralien gemessen. Die beiden anderen Verfahren datierten das Fossil direkt über die Kristalldefekte in den Knochen und Zähnen oder den Zerfall des Elements Uran. Alle drei Wege führten zum selben Ziel: Nach den OSL-Messungen war das Sediment um den Leichnam 61 000 +/- 2 000 Jahre alt, die anderen Experimente ergaben 62 000 +/- 6 000 Jahre.
Sollten die Daten stimmen, erreichten die ersten Menschen Australien vor mindestens 60 000 Jahren. Diese Erkenntnis hätte auf unser bisheriges Modell der Humanevolution bedeutende Auswirkungen. Nach Ansicht vieler Wissenschaftler stammen alle modernen Menschen von einer einzigen Population in Afrika ab. Von dort aus verbreiteten sich Kunst, Bestattungsrituale sowie andere Merkmale einer reflektierten Kultiviertheit über die ganze Welt. Die ältesten gesicherten Hinweise auf eine derartige Revolution in Afrika sind 50 000 Jahre alt, in Europa nur 40 000 Jahre. Aber die rituelle Bestattung von Mungo 3 liegt viel weiter zurück. Dazu meint Richard Klein von der Stanford University: "Das würde bedeuten, daß es entweder im Fernen Osten eine getrennte Evolution des modernen Menschen und seines Verhaltens gab oder daß irgendwie moderne Menschen aus Afrika es schafften, den Fernen Osten zu erreichen – über 20 000 Jahre bevor sie im Westen ankamen."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 22.3.1999
"Zweifel an den afrikanischen Wurzeln"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 6.8.1998
"Der Stammbaum wackelt"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 12.6.1998
"Mr. Ples verwirrt die Wissenschaft"
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