News: Neuigkeiten von Enceladus
Während ihres dichten Vorbeiflugs am Saturnmond Enceladus am 12. März 2008 untersuchte die Raumsonde Cassini die südliche Polarregion des Saturn-Trabanten. Sie durchflog und analysierte die Fontänen der dortigen Kryovulkane und nahm erneut die „Tigerstreifen“ unter die Lupe. Die Ergebnisse des Rendezvous erstaunen und lassen Raum für Spekulationen.
„Das Material, das von den Kryovulkanen des Saturnmondes empor geschleudert wird, ist ähnlich aufgebaut wie ein Komet“, sagte Hunter Waite, Forschungsleiter vom Southwest Research Institute im amerikanischen San Antonio. Cassini entdeckte unerwartet hohe Mengen von Wasserdampf, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und weiteren leicht flüchtigen Gasen in den Fontänen von Enceladus; eine chemische Zusammensetzung, die derjenigen in Kometenschweifen gleicht. Das Innere des Mondes weist somit erstaunlich große Mengen an organischem Material auf.
Die aktuellen Messdaten bestätigen Untersuchungen vom Oktober 2007, als die Sonde den Stern Zeta Orionis beobachtete, während er hinter den Fontänen vorbeizog. Bei dieser Bedeckung konnten die Wissenschaftler aufgrund von Helligkeitsveränderungen des Sterns Rückschlüsse auf die Ausdehnung und die Chemie der ausgeworfenen Partikelwolken ziehen. Spektroskopische Aufnahmen enthüllten damals vier Gasjets aus Wasserdampf, die ihren Ursprung in den so genannten Tigerstreifen – vier lang gezogene Spalten in der Oberfläche von Enceladus – haben. In der gleichen Region befinden sich auch die Kryovulkane.
Hochauflösende Infrarotaufnahmen der Spalten zeigten, dass in der Region eine Temperatur von etwa minus 93 Grad Celsius herrscht; siebzehn Grad wärmer als bei der letzten Messung von Cassini und beinahe einhundert Grad Celsius wärmer als die übrige Oberfläche des Eismondes. Der höchste Wert wurde entlang der größten Verwerfung namens Damaskus Sulcus registriert. „Diese Temperaturen sind ein klares Anzeichen dafür, dass im Untergrund flüssiges Wasser vorhanden ist“, meint John Spencer vom Entdeckerteam. Auf den neuen Bildern ist zu erkennen, dass mindestens drei der vier rund 150 Kilometer langen Spalten praktisch über die gesamte Länge aktiv sind. Der vierte Spalt konnte bei dem Vorbeiflug nur teilweise untersucht werden. Die Forscher hoffen, auf zukünftigen Detailaufnahmen die einzelnen Quellen der Gasjets zu finden.
Enceladus ist in seinem Inneren warm und enthält sowohl Wasser als auch organische Verbindungen. Könnte sich unter seiner Oberfläche Leben gebildet haben, obwohl kein Sonnenlicht und kein Sauerstoff vorhanden sind und somit Photosynthese unmöglich ist? Auf unserem Planeten war es möglich: Tief im Erdinnern fanden Wissenschaftler in einer südafrikanischen Mine Bakterien, die sich von radioaktivem Abfall ernähren. Unter dem Columbia River im Nordwesten Amerikas existieren Bakterien, die ihre Energie aus dem dortigen Vulkangestein ziehen. Beide Ökosysteme existieren unabhängig von Licht und Sauerstoff. Es ist also denkbar, dass auch eine Umgebung wie sie Enceladus bietet, Leben hervorbringen kann.
Aber wie beginnt es? Laborexperimente in den 1950er Jahren zeigten, dass eine organische Mischung aus Methan, Ammoniak, Wasserstoff und Wasserdampf unter Einfluss von Energie – ein Funke genügt – nach wenigen Wochen selbständig Aminosäuren bildet, ein Grundbestandteil des Lebens. Aus einfachen Verbindungen, die auf der jungen Erde vorhanden waren, entstehen so spontan komplexere Moleküle. Dieses Szenario könnte sich auch auf Enceladus abgespielt haben, da alle notwendigen Ingredienzien vorhanden sind: Eine bisher unbekannte Energiequelle verursacht die Ausbrüche der Geysire und vulkanähnlichen Gebilde, die wiederum organische Bestandteile ausspeien. Und flüssiges Wasser befindet sich wahrscheinlich dicht unter der Oberfläche. Der nächste Schritt zur Beantwortung der offenen Fragen wird nun sein, die organischen Verbindungen genauer zu analysieren. Klar ist aber jetzt schon, dass Enceladus sich in kurzer Zeit von einer scheinbar langweiligen Eiskugel zu einem primären Ziel für nachfolgende Raumsonden entwickelt hat. Neben dem Jupitermond Europa ist er der heißeste Kandidat für extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem.
MS
Die aktuellen Messdaten bestätigen Untersuchungen vom Oktober 2007, als die Sonde den Stern Zeta Orionis beobachtete, während er hinter den Fontänen vorbeizog. Bei dieser Bedeckung konnten die Wissenschaftler aufgrund von Helligkeitsveränderungen des Sterns Rückschlüsse auf die Ausdehnung und die Chemie der ausgeworfenen Partikelwolken ziehen. Spektroskopische Aufnahmen enthüllten damals vier Gasjets aus Wasserdampf, die ihren Ursprung in den so genannten Tigerstreifen – vier lang gezogene Spalten in der Oberfläche von Enceladus – haben. In der gleichen Region befinden sich auch die Kryovulkane.
Hochauflösende Infrarotaufnahmen der Spalten zeigten, dass in der Region eine Temperatur von etwa minus 93 Grad Celsius herrscht; siebzehn Grad wärmer als bei der letzten Messung von Cassini und beinahe einhundert Grad Celsius wärmer als die übrige Oberfläche des Eismondes. Der höchste Wert wurde entlang der größten Verwerfung namens Damaskus Sulcus registriert. „Diese Temperaturen sind ein klares Anzeichen dafür, dass im Untergrund flüssiges Wasser vorhanden ist“, meint John Spencer vom Entdeckerteam. Auf den neuen Bildern ist zu erkennen, dass mindestens drei der vier rund 150 Kilometer langen Spalten praktisch über die gesamte Länge aktiv sind. Der vierte Spalt konnte bei dem Vorbeiflug nur teilweise untersucht werden. Die Forscher hoffen, auf zukünftigen Detailaufnahmen die einzelnen Quellen der Gasjets zu finden.
Enceladus ist in seinem Inneren warm und enthält sowohl Wasser als auch organische Verbindungen. Könnte sich unter seiner Oberfläche Leben gebildet haben, obwohl kein Sonnenlicht und kein Sauerstoff vorhanden sind und somit Photosynthese unmöglich ist? Auf unserem Planeten war es möglich: Tief im Erdinnern fanden Wissenschaftler in einer südafrikanischen Mine Bakterien, die sich von radioaktivem Abfall ernähren. Unter dem Columbia River im Nordwesten Amerikas existieren Bakterien, die ihre Energie aus dem dortigen Vulkangestein ziehen. Beide Ökosysteme existieren unabhängig von Licht und Sauerstoff. Es ist also denkbar, dass auch eine Umgebung wie sie Enceladus bietet, Leben hervorbringen kann.
Aber wie beginnt es? Laborexperimente in den 1950er Jahren zeigten, dass eine organische Mischung aus Methan, Ammoniak, Wasserstoff und Wasserdampf unter Einfluss von Energie – ein Funke genügt – nach wenigen Wochen selbständig Aminosäuren bildet, ein Grundbestandteil des Lebens. Aus einfachen Verbindungen, die auf der jungen Erde vorhanden waren, entstehen so spontan komplexere Moleküle. Dieses Szenario könnte sich auch auf Enceladus abgespielt haben, da alle notwendigen Ingredienzien vorhanden sind: Eine bisher unbekannte Energiequelle verursacht die Ausbrüche der Geysire und vulkanähnlichen Gebilde, die wiederum organische Bestandteile ausspeien. Und flüssiges Wasser befindet sich wahrscheinlich dicht unter der Oberfläche. Der nächste Schritt zur Beantwortung der offenen Fragen wird nun sein, die organischen Verbindungen genauer zu analysieren. Klar ist aber jetzt schon, dass Enceladus sich in kurzer Zeit von einer scheinbar langweiligen Eiskugel zu einem primären Ziel für nachfolgende Raumsonden entwickelt hat. Neben dem Jupitermond Europa ist er der heißeste Kandidat für extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem.
MS
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