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News: Nichts als Prahlerei?

In der Natur gilt das Prinzip des Fressens und Gefressenwerdens. Doch anstatt leise und unscheinbar zu sein, prahlen viele Vogelmännchen mit grellbunten Federn und lautem Gezwitscher. Was zunächst widersinnig scheint, ist gewiefte Strategie. Je virtuoser der Gesang, umso größer ist nämlich auch das Hirnvolumen, und die Weibchen suchen sich ihre Partner ganz nach der Devise, wer gut singt, baut auch gute Nester und steht bei der Verteidigung der Jungen seinen Mann.
Im uralten Spiel der Evolution sind es meist die Männchen, die um die Gunst der Weibchen werben. Dabei zählt der schönste Gesang, das bunteste Gefieder oder der schnellste Sportwagen. Doch derlei Attribute sind weniger oberflächlich als es zunächst scheinen mag. Denn Neurobiologen fanden heraus, dass hinter dem virtuosen Gezwitscher der Vogelmännchen nicht nur Prahlerei, sondern auch ein besonders kluger Kopf steckt.

Timothy DeVoogd vom Department of Psychology der Cornell University, der die Forschungen mit seinen Kollegen an Zebrafinken (Taeniopygia guttata) durchführte, glaubt, dass die Vogelmännchen mit ihren elaborierten Gesängen nicht nur das Ziel der Selbstdarstellung verfolgen: "Ich weiß, wo es hier das beste Futter gibt. Ich kenne die verstecktesten Nistplätze. Ich kann unser Revier gegen Eindringlinge schützen. Ich wäre Dein bester Partner und der beste Vater unseres Nachwuchses. Also nimm mich!" DeVoogd fand auch einen Zusammenhang zwischen der Komplexität der Gesänge und dem Hirnvolumen der Vögel, und davon könnten die Weibchen schließlich profitieren. Sie bevorzugten regelmäßig die besten Interpreten, in der Hoffnung, dass ein guter Musikus auch anderes gut kann. Zumal sich die vergrößerten Hirnstrukturen erstaunlicherweise auf den Nachwuchs vererben (Proceedings of the Royal Society vom 22. Oktober 2000).

Für Charles Darwin waren solche Äußerlichkeiten zunächst unverständlich, schließlich würden Vögel mit grellbuntem Gefieder und einem weithin hörbaren Gesang doch viel eher die Aufmerksamkeit von Feinden auf sich ziehen. Viel verständlicher war die Ausbildung besonders großer Geweihe oder giftiger Zähne, mit denen die Tiere ihre alltäglichen Überlebenschancen verbesserten. Darwin nahm daher an, dass die natürliche Auslese auch im Rahmen der sexuellen Selektion stattfindet. Nach den heutigen Erkenntnissen weiß man, wie Recht er damit hatte. Die Zebrafinkenmännchen stellen im Rahmen der Gesangswettbewerbe nämlich nichts anderes als ihre Intelligenz unter Beweis – und die kommt offenbar gut an.

Was die Forscher indes vor ein neues Problem stellt. Wie wurden die Weibchen so schlau, dass ihnen die Auswahl der klügsten Partner gelingt? Trotz der Unterstützung durch spezielle Computerprogramme benötigen Wissenschafter schließlich ganze drei Stunden, um zu erkennen, dass das Lied des einen Zebrafinkenmannes nicht aus 38, sondern aus 40 Noten besteht. Die Zebrafinkenweibchen erkennen dies schon nach zehn oder 15 Minuten. Wie sie das machen bleibt weiterhin rätselhaft, offensichtlich verfügen sie über spezielle Fähigkeiten, selbst geringste Improvisationen zu registrieren. Aber das dürfte wohl nur die Biologen interessieren, das Zebrafinkenmännchen denkt doch immer nur an das eine.

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