Kometensonde Rosetta: Philae steht an heiklem Ort
Philae lebt und ist gesund, das ist das Fazit der Pressekonferenz der ESA am Nachmittag des 13. November 2014. Die Sonde steht via Muttersonde Rosetta in Funkkontakt zur Erde und scheint nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnis intakt zu sein. Tatsächlich gelang der ESA am 12. November 2014 sogar eine dreifache Kometenlandung. Nach dem Aufsetzen in einem ideal flachen Gebiet auf dem Kometen, versagten jedoch die beiden pyrotechnischen Harpunen ihren Dienst und konnten sich nicht in den Untergrund eingraben. Auch die Eisschrauben an jedem der drei Landebeine bohrten sich nicht in den Untergrund. Warum die Harpunen nicht auslösten, ist unklar, auf jeden Fall hatten sie den elektrischen Zündbefehl erhalten.
Philae landete mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde, das Landegestell konnte beim Aufsetzen einen Teil der kinetischen Energie aufzehren. Dennoch stieg Philae mit einer Geschwindigkeit von 0,38 Metern pro Sekunde wieder von der Oberfläche des Kometen auf, flog für rund 110 Minuten einen Bogen von rund einem Kilometer Länge und setzte erneut auf. Dort stieg er noch einmal mit rund drei Zentimetern pro Sekunde für zwei Minuten auf, um dann endgültig niederzugehen.
Bisher war es den Forschern noch nicht möglich, den endgültigen Landeort von Philae zu finden, er liegt zwischen den Gebieten "B" und "I" auf dem kleineren Teilkörper von 67P. Stehen bleiben sollte die Sonde aber eigentlich am Landeplatz "J". Auf jeden Fall ist der jetzige Ort im Hinblick auf die Energieversorgung von Philae ziemlich schlecht, denn er liegt im Schatten einer relativ großen Klippe. Derzeit zehrt Philae von den Energiereserven einer nicht wiederaufladbaren Batterie. In der jetzigen Position fällt nur für rund anderthalb Stunden etwas Sonnenlicht auf die Solarzellen von Philae pro Rotation des Kometen, die rund 12,4 Stunden dauert. Geplant war aber ein Ort mit rund sechs bis sieben Stunden Sonnenlicht, um genügend Energie für den Betrieb der Sonde zur Verfügung zu haben.
Die Forscher hoffen, mit dem Bohrgestänge und dem Drehmechanismus des Landegestells Philae noch etwas aufrichten zu können, so dass mehr Sonnenlicht auf die Solarzellen trifft. Auf jeden Fall muss dies mit großer Vorsicht geschehen, denn die Landesonde steht lose auf dessen Oberfläche – nur von der extrem schwachen Schwerkraft des Kometenkerns gehalten. Die Sonde könnte daher leicht mit einer unbedachten Bewegung wieder in den Weltraum hinausgestoßen werden.
Lesen Sie dazu auch unser Interview mit Stephan Ulamec, dem Projektleiter des Philae-Landers.
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