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Musikalische Evolution: Popcharts werden doch nicht immer eintöniger

Wissenschaftliche Analysen enthüllen, dass Metalrock zwar öde ist, die Pop-Evolution insgesamt aber nicht - und dass Hip-Hop die Musikindustrie vor der Langeweilespirale bewahrt hat.
Stadionrock

Auch Popmusik unterliegt der Evolution – und hat seit den 1960ern drei große Entwicklungssprünge gemacht, meinen zwei britische Forscher im Fachblatt "Open Science" der Royal Society. Sie schließen das aus einer peniblen wissenschaftlichen Auswertung der US-Billboard-Charts-Daten – der "ersten dieser Art", so Erstautor Matthias Mauch von der Queen Mary University in London –, bei der 17 000 Aufnahmen mit modernen Audio-Analyse-Werkzeugen begutachtet wurden. Dabei zeigte sich ein modebedingter Wechsel zwischen aggressiveren Beats und eher orchestralen Klangteppichen, vor allem aber drei auffällige, quasi revolutionäre Entwicklungsschübe: die Entstehung des Genres "Rock" 1964, von synthesizerlastigen Stücken 1983 und Hip-Hop 1991.

Im Wesentlichen analysierten die Forscher die Entwicklung und Beliebtheit von verschiedenen musikalischen Charakteristika wie Harmonien, Akkordwechseln oder tonalen Kriterien. Nach den frühen 1960ern begannen demnach zum Beispiel die typischen Dominantseptakkorde aus Blues und Jazz allmählich zu verschwinden, während Bands wie die Beatles oder Stones rockigere Stücke global populärer werden ließen. Rund 20 Jahre später veränderten dann Synthesizer, künstlicher Beat und Sampling-Techniken den populären Mainstreamstil. Erst 1991 erfolgte dann die, so Mauch, radikalste Veränderung durch den aufkommenden Rap, wo erstmals auf Harmonien im Gesang größtenteils ganz verzichtet wurde.

Neben den großen Sprüngen schlichen sich allmählich immer auch kleinere Trends langsam in die Mainstream-Musik. Ein Beispiel sei die allmähliche Beliebtheit von Mollseptimakkorden, die sich in den 1970ern allmählich in Funk, Soul und Discostücke eingeschlichen haben – und auch heute noch beliebt sind. Die allgemeine Entwicklung der Musik sehen die Forscher im Übrigen positiv: Das gängige Vorurteil etwa, die Chart-Musik werde generell immer eintöniger, sehen sie durch ihre Studie widerlegt. Sie machen nur eine kurze Phase der Langeweile aus, die mit dem Stadionrock ab den 1980er Jahren einherging und Bands wie Bon Jovi und Co in die Charts brachte.

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