Jod-Stärke-Probe: Rätsel um Schulversuch nach 200 Jahren gelöst
Sie ist eines der einfachsten und verblüffendsten Experimente der Schulchemie: die Jod-Stärke-Probe. Tropft man eine Lösung des Elements Jod in eine Stärkelösung, färbt sich die Probe sofort tiefblau. Doch wie dieser Versuch genau funktioniert, war bisher rätselhaft. Nun hat eine Arbeitsgruppe um den Chemiker Fred Wudl von der University of California die wahrscheinliche Erklärung dafür gefunden – und sie ist extrem ungewöhnlich. Wie das Team bei Experimenten mit elektrisch leitenden Kunststoffen feststellte, bildet Jod unendlich lange elementare Polymerketten. Nach Schwefel ist es erst das zweite Element mit dieser Eigenschaft.
Bisher gingen Fachleute davon aus, dass sich das Jod in Form kurzer, negativ geladener Ketten, den so genannten Polyiodiden, in die Stärkemoleküle einlagert. Wudl jedoch präsentiert Indizien, denen zufolge es sich tatsächlich um ein potenziell unendlich langes Polymer handelt. Bei Studien an mit Jod versetztem Pyrroloperylen, einem halbleitenden Kunststoff für elektronische Bauteile oder Solarzellen, fanden der Chemiker und sein Team solche Jodketten. Entscheidend ist, dass die Jodmoleküle im Gegensatz zu Schwefelketten kristallin sind: Sie nehmen definierte Positionen im Festkörper ein, weshalb Wudls Gruppe ihre Struktur durch Röntgenstrukturanalyse direkt aufklären konnte. Anschließend verglich der Forscher Spektren dieser Ketten mit jenen, die er vom Jod im Jod-Stärke-Komplex gewann – die Ähnlichkeiten zwischen beiden zeigen seiner Ansicht nach, dass auch dort kristalline Jodketten vorliegen.
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