Botanik: Rafflesia ein Wolfsmilchgewächs?
Die Blütengigantin der Bedecktsamer, Rafflesia arnoldii, und ihre engsten Verwandten bilden botanisch betrachtet wohl doch keine eigene Familie, sondern zählen zu den Euphorbiaceae – trotz der immensen Unterschiede in der Blütengröße. Die genetischen Untersuchungen durch Charles Davis von der Harvard-Universität und seinen Kollegen platzierten die derzeit angenommene Familie der Rafflesiaceae im errechneten Stammbaum stabil inmitten der Wolfsmilchgewächse.
Molekularbiologen standen jedoch vor ähnlichen Problemen: Ausgerechnet jene Gene, die gern für Stammbaumanalysen herangezogen werden – beispielsweise aus dem Bereich der Fotosynthese – hat der Schmarotzer stillgelegt, sodass sie für das Verfolgen von Mutationen über die Zeit hinweg unbrauchbar sind.
Mit über 8000 Arten zählen die Euphorbiaceae zu den größten Familien der höheren Pflanzen. Von Kraut über verblüffend an Kakteen erinnernde Sukkulente bis hin zu Bäumen sind verschiedenste Wuchsformen vertreten. Angehörige finden sich vor allem in den Tropen und Subtropen, wie der Kautschukbaum (Hevea), der Maniok (Manihot esculenta), der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) oder der Rizinus (Ricinus communis). Zu den Wolfsmilchgewächse unserer Breiten zählen beispielsweise das Bingelkraut (Mercurialis perennis) und die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissia). (af)
Blüten von bis zu einem Meter Durchmesser, sieben Kilogramm Gewicht und über hundert Meter wahrnehmbarem Gestank nach Aas machen Rafflesia einzigartig. Die Bewohnerin südostasiatischer Wälder lebt als Parasit auf Weinrebengewächsen und hat mangels Bedarf Blätter, Stängel und Wurzeln vollkommen reduziert. Auch die Blütenorgane wurden gründlich umgestaltet, was insgesamt eine Verwandtschaftsbestimmung über morphologische Merkmale unmöglich macht.
Molekularbiologen standen jedoch vor ähnlichen Problemen: Ausgerechnet jene Gene, die gern für Stammbaumanalysen herangezogen werden – beispielsweise aus dem Bereich der Fotosynthese – hat der Schmarotzer stillgelegt, sodass sie für das Verfolgen von Mutationen über die Zeit hinweg unbrauchbar sind.
Seit ihrer Entdeckung vor etwa 180 Jahren rätselten Botaniker daher über die systematische Einordnung dieser ungewöhnlichen Pflanzen. Mithilfe mitochondrialer DNA und weiterer molekularer Marker konnten Davis und sein Team aber nun die Zugehörigkeit aufklären. Dabei errechneten sie außerdem, dass sich die gigantischen Blüten in einem evolutionären Sprint von 46 Millionen Jahren aus nur millimetergroßen Vorläufern entwickelten – und damit etwa die 79-fache Größe erreichten. Auf den Menschen bezogen, wäre ein Durchschnittsmann dann fast so hoch wie das Ulmer Münster.
Mit über 8000 Arten zählen die Euphorbiaceae zu den größten Familien der höheren Pflanzen. Von Kraut über verblüffend an Kakteen erinnernde Sukkulente bis hin zu Bäumen sind verschiedenste Wuchsformen vertreten. Angehörige finden sich vor allem in den Tropen und Subtropen, wie der Kautschukbaum (Hevea), der Maniok (Manihot esculenta), der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) oder der Rizinus (Ricinus communis). Zu den Wolfsmilchgewächse unserer Breiten zählen beispielsweise das Bingelkraut (Mercurialis perennis) und die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissia). (af)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.