Baumkrankheit: Resistente Bäume trotzen der Eschenpest
In ganz Europa starben in den letzten Jahren lokal bis zu 90 Prozent aller Eschen (Fraxinus excelsior): Viele Millionen Bäume kränkeln an einer plötzlichen Epidemie des Pilzes Hymenoscyphus fraxineus, des Falschen Weißen Stängelbecherchens, dessen asexuelle Wuchsform sich parasitär in Triebe, Blattgewebe und Holz frisst. Am Ende gehen die Bäume von oben nach unten allmählich ein, weil ihre Leitungsbahnen ausfallen – und müssen meist gefällt werden, weil die herunterfallenden Äste zur Gefahr werden. Gegen den Pilz, der sich vermutlich im Zuge der Klimaerwärmung immer stärker verbreitet, gibt es derzeit kein Mittel, einige wenige Eschen scheinen aber resistent gegen den Befall zu sein. Was diese Bäume auszeichnet, haben sich nun Forscher aus England genauer angesehen: Sie haben das Genom von 38 Eschen aus ganz Europa miteinander verglichen und Gensignaturen identifiziert, die die Anfälligkeit der einzelnen Pflanzen beeinflussen.
Insgesamt entpuppte sich eine britische Esche dabei als weniger anfällig als ihre Verwandten aus Dänemark – wo schon bis 2009 bis zu 95 Prozent der Eschen abgestorben waren. Weniger anfällige Bäume könnten genetisch vor allem deshalb besser gewappnet sein, weil sie etwas weniger von bestimmten sekundären Pflanzenstoffen in ihren Geweben ausschütten, so genannte Iridoidglykoside, vermuten die Forscher. Diese Glykoside dienen Eschen und verwandten Pflanzen eigentlich als Abwehrwaffe gegen Fraßinsekten. Sie scheinen aber ein zweischneidiges Schwert zu sein, weil sie – zumindest in Laborexperimenten – auch das Wachstum von Pilzen fördern können. Womöglich sind gegen Eschenpilze widerstandsfähige Bäume mit niedrigen Glykosidgehalten daher also durch Insektenfraß sogar stärker bedroht, verursacht etwa durch den vor allem in Amerika wütenden Asiatischen Eschenprachtkäfer Agrilus planipennis.
Trotzdem sollten auf der Basis der genetischen Informationen nun geeignete Bäume ausgesucht werden, mit denen sich in Zukunft womöglich resistentere Eschenwäldchen hochzüchten lassen, meinen die Forscher.
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