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Eschensterben: Europas Baum des Lebens stirbt aus

Europas Eschen stehen vor dem Aus: Zwei eingeschleppte Plagen bedrohen ihren Fortbestand.
Esche

Den Germanen galt die Esche (Fraxinus excelsior) als Weltenbaum, der den gesamten Kosmos und damit das Leben verkörperte. Doch der europaweit verbreiteten Art geht es mittlerweile so schlecht, dass Peter Thomas von der Keele University und sein Team ihr ökologisches Aussterben befürchten. Die Eschen werden von zwei eingeschleppten Plagen gleichzeitig in die Zange genommen, gegen die sie keine Abwehrmechanismen ausgebildet haben: Diese wurden während der letzten Jahrzehnte aus Ostasien eingeschleppt, weshalb die Bäume im Laufe ihrer Evolution erst in jüngerer Vergangenheit mit ihnen in Kontakt kamen. Seit 1992 macht sich der wahrscheinlich aus Japan stammende Schlauchpilz Hymenoscyphus pseudoalbidus ausgehend vom Baltikum in Europa breit. Er sorgt nach der Infektion für vorzeitige Blattverluste. Dann greift der Pilz auf die Triebe über; es entstehen Nekrosen, die sich auf dickere Äste oder den Stamm ausbreiten, wo sie schließlich umfangreichere Schäden im Holz verursachen. Am Ende stirbt der geschwächte Baum ab.

Als wäre das nicht genug, tritt seit 2003 auch der Asiatische Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) in Europa auf, der zuerst in Moskau nachgewiesen wurde. Mittlerweile hat er sich westwärts bis Schweden vorgearbeitet und schädigt überall ebenfalls die Bäume, denen vor allem die Larven zusetzen: Sie leben im Holz und stören den Saftfluss. Der Käfer trat bereits ein Jahr zuvor in Nordamerika auf, wo er mittlerweile Millionen amerikanischer Eschen abgetötet hat. Für Thomas ist sein Schadpotenzial noch größer als jenes der Pilze. Zusammen könnten sie die Art europaweit faktisch auslöschen; in Dänemark wurden allein durch den Schlauchpilz mindestens 90 Prozent der vorhandenen Eschen vernichtet. Mit dem Verlust der Eschen geht der Forstwirtschaft nicht nur eine ökologisch wichtige Art verloren; sie beherbergt zudem zahlreiche Insekten und Flechten, die eng an sie gebunden sind. Ihr Schicksal erinnert Thomas an das große Ulmensterben, das im letzten Jahrhundert auf dem gesamten Kontinent die Ulmen faktisch auslöschte.

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