Stellarastronomie: Rückkehr der Maia-Sterne?
Im offenen Sternhaufen NGC 3766 im Sternbild Zentaur entdeckte ein Team von Schweizer Astronomen veränderliche Sterne, die mit Perioden von nur 2 bis 20 Stunden pulsieren. Ihre Helligkeiten schwanken nur um wenige zehntel Prozent. Die beobachteten Objekte passen zu keiner bekannten Klasse veränderlicher Sterne. Vielleicht sind sie Vertreter der bisher nur theoretisch bekannten "Maia-Sterne".
Bereits den 1950er Jahren vermutete der Astronom Otto Struve, dass eine Klasse veränderlicher Sterne existiere, die sich durch sehr geringe Helligkeitsschwankungen mit Perioden von wenigen Stunden auszeichnen sollten. Den Hintergrund zu seiner Hypothese boten Beobachtungen des Sterns Maia im offenen Sternhaufen der Plejaden. Bei Maia und einem weiteren Kandidaten im Sternbild Kleiner Bär deuteten spektroskopische Messungen auf eine Veränderlichkeit mit einer Periode von einigen Stunden hin. Nur zwei Jahre später, 1957, widerrief Struve seine Hypothese – doch die Frage blieb, ob es Maia-Sterne tatsächlich geben könne. Untersuchungen in den darauf folgenden Jahrzehnten ergaben kein schlüssiges Bild.
Das Team um Nami Mowlavi von der Universität Genf hat die Eigenschaften pulsierender Veränderlicher in NGC 3766 systematisch erfasst. Dazu nutzte es das Schweizer Euler-Teleskop am Observatorium La Silla der Europäischen Südsternwarte in Chile. Sieben Jahre lang überwachten die Forscher die Helligkeiten von mehr als 3000 Sternen. Dank der hohen Empfindlichkeit ihrer Messungen und mit Hilfe einer aufwändigen Datenanalyse konnten sie 36 Kandidaten mit winzigen Helligkeitsschwankungen herausfiltern.
Sind die Objekte mit den Maia-Sternen identisch? Das Team äußert sich vorsichtig: "Wir glauben, eine neue Klasse veränderlicher Sterne gefunden zu haben und dass zumindest einige der in der Literatur diskutierten Sterne dazugehören."
Auch der Mechanismus, der die Sterne zu den schwachen Pulsationen anregt, stellt die Forscher vor neue Fragen. Einen Hinweis sehen sie darin, dass einige der Objekte überdurchschnittlich schnell rotieren: Ihre Umdrehungsgeschwindigkeiten liegen nahe der Grenze, an der ein Stern noch stabil sein kann, ohne Materie zu verlieren. Mowlavi vermutet, dass die schnelle Rotation den inneren Zustand der Sterne beeinflusst. Ein physikalisches Modell, das den Zusammenhang mit den beobachteten Pulsationen beschreibt, steht noch aus.
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