Kommunikation: Sagen von Gesten und Worten
Passiv zuschauen und aktiv tun - für einige Neuronen unseres Gehirns sind das durchaus nicht zwei paar Schuhe, sondern ein und dasselbe. Werden solche Areale auch noch emotional unter Druck gesetzt, reagieren Menschen offenbar mitunter panisch.
"Es reicht! Halt die Klappe, mach dich vom Acker, sonst könnte dir das ziemlich bald ziemlich Leid tun. Ich bin nämlich größer, gemeiner und gereizt. Ruhe also, und ab – oder trag die Konsequenzen! Kapiert?"
Ziemlich viele Worte für eine einfache Aussage – wenn man sie denn ausformuliert. Als großer, gemeiner und gereizter Genervter geht das auch kürzer: Man steht ruckartig auf, macht möglichst breite und imposante Front gegen den ständig Unmögliches dahinplappernden Störenfried, zieht die Brauen zusammen und den Mund zu einem messerscharfen Schlitz, sticht den Zeigefinger ruckartig in Richtung Nervensäge – und muss dann wahrscheinlich nur noch ein eigentlich nichts sagendes, aber scharfes "Ey!" artikulieren. Das reicht dann oft auch schon. Körpersprache kann überzeugend sein, gerade wenn es etwas weniger zivilgesellschaftlich zugeht.
Wie und wo solche und andere körperbetonte Botschaften beim Empfänger ankommen, haben sich Beatrice de Gelder und ihre Kollegen von der Harvard Medical School näher angeschaut. Die Botschaft, die sie besonders interessierte, war dabei allerdings nicht Zorn, sondern Furcht: das also, was die körpersprachlich gemaßregelte Nervensäge von oben plötzlich empfinden könnte – und ihrerseits als Körpersignal aussendet. Wie reagieren wir dann als Gegenüber? Was geschieht in unserem Gehirn, wenn die Körpersprache eines Mitmenschen eindeutig "Angst" sagt oder gar "Panik" schreit?
Eigentlich dachte man bislang, dass Furcht – außer über hörbare und eindeutige Lautäußerungen – sich insbesondere über den Gesichtausdruck mitteilt. Irgendwie aber muss Angst anstecken, ohne dass Gesichter zu sehen sind: Panik entsteht in Menschenmassen schließlich auch dann, wenn weder die Gesichter der Vorbeihastenden noch ein Anlass für ihre Flucht ersichtlich ist. Löst die Körperhaltung einzelner furchtbar Furchtsamer Angst und Schrecken auch bei anderen aus und startet so eine Lawine der Panik?
Ganz anders die Pantomime furchtsamen Zurückschreckens und angstvollen Duckens: Nahmen die Probanden derartiges wahr, so resultierten sofort höhere Aktivitäten in Gehirnbereichen, die bekanntermaßen emotionale Informationen verarbeiten – etwa die Amygdala, der hintere cingulare, der orbitofrontale sowie der retrospinale Kortex, auch der Nucleus accumbens. Für motorische Handlungen zuständige Gehirnregionen wurden zudem sogleich in Bereitschaft versetzt – offenbar, so mutmaßen die Forscher, reagiert der Körper auf wahrgenommene Angsthaltung von Sozialpartnern mit einem automatisch ablaufenden Notfallplan, der etwa einen möglichst hastigen Rückzug schnellstmöglich vorbereitet. Ganz ähnlich reagiert unser Gehirn übrigens, sobald ein verängstigter Gesichtsausdruck wahrgenommen wird.
Nicht nur zu beobachten, sondern nun auch klarer verständlich also, dass Panik durch viele ängstlich zusammenschreckende Menschen auf einem Haufen entstehen und sich lawinenartig verbreiten kann. Das Gehirn bewegen dabei offenbar ähnliche Mechanismen wie auch bei Lernprozessen durch Beobachtung, erklären die Forscher um de Gelder: Aktiviert werden etwa in bestimmten motorischen Arealen so genannte Spiegelneuronen beim Anschauen und eigenständigen Durchführen einer Handlung. Feuern solche Neuronen, ohne dass eine Handlung aktiv durchgeführt wird, ist dies als "Durchspielen" einer nur als Möglichkeit angedachten Tat interpretierbar, so die Wissenschaftler.
Gekoppelt mit einer stark emotionalen Komponente der Gehirnaktivität – auch Emotionszentren wie die Amygdala erwiesen sich in den Experimenten ja als hochgradig aktiv – scheint die Panikreaktion durch ein besonders schnell arbeitendes Nervenimpulsgemenge verursacht zu sein. Nüchterne Überlegung kann da offenbar nur mühsam gegenlenken: Körpersprache, so die Schlussfolgerung, ist also ziemlich direkt zupackend. Entsprechend impulsiv kann die Antwort auf ein Signal ausfallen. Das sollte immer eine Überlegung wert sein, wenn einmal ein Nervensägen-Gegenüber größer und gemeiner aussieht.
Ziemlich viele Worte für eine einfache Aussage – wenn man sie denn ausformuliert. Als großer, gemeiner und gereizter Genervter geht das auch kürzer: Man steht ruckartig auf, macht möglichst breite und imposante Front gegen den ständig Unmögliches dahinplappernden Störenfried, zieht die Brauen zusammen und den Mund zu einem messerscharfen Schlitz, sticht den Zeigefinger ruckartig in Richtung Nervensäge – und muss dann wahrscheinlich nur noch ein eigentlich nichts sagendes, aber scharfes "Ey!" artikulieren. Das reicht dann oft auch schon. Körpersprache kann überzeugend sein, gerade wenn es etwas weniger zivilgesellschaftlich zugeht.
Wie und wo solche und andere körperbetonte Botschaften beim Empfänger ankommen, haben sich Beatrice de Gelder und ihre Kollegen von der Harvard Medical School näher angeschaut. Die Botschaft, die sie besonders interessierte, war dabei allerdings nicht Zorn, sondern Furcht: das also, was die körpersprachlich gemaßregelte Nervensäge von oben plötzlich empfinden könnte – und ihrerseits als Körpersignal aussendet. Wie reagieren wir dann als Gegenüber? Was geschieht in unserem Gehirn, wenn die Körpersprache eines Mitmenschen eindeutig "Angst" sagt oder gar "Panik" schreit?
Eigentlich dachte man bislang, dass Furcht – außer über hörbare und eindeutige Lautäußerungen – sich insbesondere über den Gesichtausdruck mitteilt. Irgendwie aber muss Angst anstecken, ohne dass Gesichter zu sehen sind: Panik entsteht in Menschenmassen schließlich auch dann, wenn weder die Gesichter der Vorbeihastenden noch ein Anlass für ihre Flucht ersichtlich ist. Löst die Körperhaltung einzelner furchtbar Furchtsamer Angst und Schrecken auch bei anderen aus und startet so eine Lawine der Panik?
De Gelder und Kollegen ließen halbprofessionelle Laien-Schauspieler verschiedene Gefühlsregungen vorspielen und konfrontierten Freiwillige mit Aufzeichnungen dieser Darbietungen, nachdem sie das Mienenspiel der Mimen durch das Verdecken der Gesichtspartie unkenntlich gemacht hatten. Dabei zeichneten sie die Aktivität verschiedener Gehirnareale der Probanden mit Hilfe eines Magnettomografen auf. Neutrale Gesten – ein gespieltes Körperstrecken oder das Einschenken eines Wasserglases – aktivierten dabei wenig Greifbares im Kopf der Experimentteilnehmer. Auch fröhliche Körperhaltungen ließen die Beobachter eher kalt.
Ganz anders die Pantomime furchtsamen Zurückschreckens und angstvollen Duckens: Nahmen die Probanden derartiges wahr, so resultierten sofort höhere Aktivitäten in Gehirnbereichen, die bekanntermaßen emotionale Informationen verarbeiten – etwa die Amygdala, der hintere cingulare, der orbitofrontale sowie der retrospinale Kortex, auch der Nucleus accumbens. Für motorische Handlungen zuständige Gehirnregionen wurden zudem sogleich in Bereitschaft versetzt – offenbar, so mutmaßen die Forscher, reagiert der Körper auf wahrgenommene Angsthaltung von Sozialpartnern mit einem automatisch ablaufenden Notfallplan, der etwa einen möglichst hastigen Rückzug schnellstmöglich vorbereitet. Ganz ähnlich reagiert unser Gehirn übrigens, sobald ein verängstigter Gesichtsausdruck wahrgenommen wird.
Nicht nur zu beobachten, sondern nun auch klarer verständlich also, dass Panik durch viele ängstlich zusammenschreckende Menschen auf einem Haufen entstehen und sich lawinenartig verbreiten kann. Das Gehirn bewegen dabei offenbar ähnliche Mechanismen wie auch bei Lernprozessen durch Beobachtung, erklären die Forscher um de Gelder: Aktiviert werden etwa in bestimmten motorischen Arealen so genannte Spiegelneuronen beim Anschauen und eigenständigen Durchführen einer Handlung. Feuern solche Neuronen, ohne dass eine Handlung aktiv durchgeführt wird, ist dies als "Durchspielen" einer nur als Möglichkeit angedachten Tat interpretierbar, so die Wissenschaftler.
Gekoppelt mit einer stark emotionalen Komponente der Gehirnaktivität – auch Emotionszentren wie die Amygdala erwiesen sich in den Experimenten ja als hochgradig aktiv – scheint die Panikreaktion durch ein besonders schnell arbeitendes Nervenimpulsgemenge verursacht zu sein. Nüchterne Überlegung kann da offenbar nur mühsam gegenlenken: Körpersprache, so die Schlussfolgerung, ist also ziemlich direkt zupackend. Entsprechend impulsiv kann die Antwort auf ein Signal ausfallen. Das sollte immer eine Überlegung wert sein, wenn einmal ein Nervensägen-Gegenüber größer und gemeiner aussieht.
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