Bionik: Salamandra robotica
Als die Amphibien vor Urzeiten das Meer verließen, passten sie ihre Bewegungen dem ungewohnten Untergrund an – ohne dabei die alten Muster zu verlernen. Wie genau sie zwischen Schwimmen und Laufen hin- und herschalten können, war lange ein Rätsel. Ein salamanderähnlicher Roboter bringt nun Licht ins Dunkel der Amphibienmotorik.

© A. Herzog, Biologically Inspired Robotics Group, EPFL (Ausschnitt)

© A. Herzog, Biologically Inspired Robotics Group, EPFL (Ausschnitt)
Salamander-Roboter | Der Salamander-Roboter kann sich sowohl im Wasser als auch zu Lande fortbewegen. Und zwar genau so wie sein biologisches Vorbild.
Der Roboter ist eine Schöpfung des Teams um Auke Jan Ijspeert von der Biologically Inspired Robotics Group der Ecole Polytechnique Fédérale von Lausanne. Seine elektronische Schaltung ist den neuronalen Verknüpfungen lebender Salamander nachempfunden: Eine Hauptschaltstelle im Kopf des Roboters entspricht dem Stammhirn des Tieres, eine doppelsträngige elektronische Leitung mit jeweils acht Oszillatoren von Kopf bis Schwanz soll die Neuronenbündel entlang des Knochenmarks von Salamandern simulieren. Auch die vier Extremitäten enthalten jeweils einen eigenen Oszillator. Auf diese Weise hofften die Forscher die elektrischen Impulse nachzubauen, die eine Amphibie jeweils zum Schwimmen oder zum Landgang motivieren.

© BMC Biology (Ausschnitt)
Erwachsener Flachstirn-Gelbsalamander | Salamander oder andere Schwanzlurche nutzen im Wasser eine andersartige Bewegungsstrategie als an Land: Während sie auf der Erde jeweils die diagonal entgegen gesetzen Beine gleichzeitig bewegen und sich so zu der typischen S-Form krümmen, klappen sie im Wasser die Beine an und schlängeln sich mit Wellenbewegungen voran.
Im Labor hatten Tests mit Neuronenbündeln des Rückenmarks von Amphibien bereits ergeben, dass eine geringe Stimulation der Nervenzentralen die Tiere zur Bewegung ihrer Beine anregt. Eine höhere Reizdosis führte zur Schüttelbewegung. Doch wie genau die Nervenbündel miteinander vernetzt sind, und warum es keinen Übergangsbereich von der einen Bewegungsform zur anderen gibt, war bislang ungeklärt. Mit Hilfe des hellgelben Plastiksalamanders konnte das Rätsel nun gelöst werden.

© A. Herzog, Biologically Inspired Robotics Group, EPFL (Ausschnitt)
Salamander-Roboter im Labor | Die Schaltkreise des Salamander-Roboters entsprachen in ihrem Aufbau den neuronalen Verknüpfungen im Stammhirn und im Rückenmark von Molch und Salamander. So wollten die Forscher die genauen Abläufe der Reizverarbeitung bei Amphibien simulieren.
Bei einer niedrigschwelligen elektrischen Reizung tapste der Roboter denn auch gemächlich vor sich hin. Überschritt die Frequenz jedoch einen bestimmten Schwellenwert, wurde der Schwimmmodus eingeleitet und die Wirbelsegmente des Roboters entsprechend bewegt. Die Umpolung vom Landgang auf die Schwimmbewegung erfolgte also durch eine Erhöhung der Reizfrequenz. Gleichzeitig wurde die Bewegung schneller, je höher die Frequenz der Reizung war. Die Konsequenz: In Freilandversuchen am Genfer See bewegte sich der elektronische Salamander genauso wie sein lebendes Vorbild – langsam zu Lande, schnell im Wasser. Zudem ähnelten die Bewegungsabläufe des Roboters die seines biologischen Vetters aufs Haar.

© A. Herzog, Biologically Inspired Robotics Group, EPFL (Ausschnitt)
Salamander-Roboter auf dem Weg ins Trockene | Außer dem Salamander-Roboter bauten die Forscher um Auke Ijspeert auch schon einen Robo-Fisch und einen Baby-Humanoiden, der auf allen Vieren durch die Gegend kriecht.
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