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Partnerwahl: Schimpansen bevorzugen reife Frauen

Schimpansen bevorzugen reife Frauen
Während der Mensch dazu neigt, jung gleich attraktiv zu setzen, schätzen Schimpansenmänner ältere Partnerinnen fürs Intime. Zu diesem Ergebnis kommen Martin Muller von der Universität Boston und seine Kollegen anhand von Daten zu Aggression und Fortpflanzung aus mehrjährigen Freilandstudien im Kibale-Nationalpark in Uganda.

Ältere Weibchen, so stellten die Forscher fest, waren häufiger Ziel von Annäherungsversuchen mit sexuellen Absichten, insbesondere von hochrangigen Gruppenmitgliedern, lösten öfter und heftigeren Streit unter Rivalen aus als junge Artgenossinnen und wurden in ihren fruchtbaren Tagen von mehr Männchen in den typischen Untergruppen umringt.

Warum unser nächster Verwandter in diesem entscheidenden Punkt so grundlegend anders denkt, erklären Muller und seine Mitarbeiter mit dem jeweiligen Lebensentwurf: Während Schimpansen promiskuitiv sind und damit auf den momentanen Erfolg konzentriert, setze der Mensch eher auf monogame Langzeitbeziehungen. Eine junge Partnerin bedeute für einen Mann daher die beste Chance auf möglichst zahlreichen Nachwuchs, da noch viele fruchtbare Jahre vor ihr liegen. Die abnehmende Fertilität mit dem Alter und insbesondere die Menopause hingegen machten eine reifere Partnerin aus Fortpflanzungssicht zunehmend unattraktiv. Zudem steige die Gefahr mit den Jahren, dass es bereits konkurrierende Kinder aus früheren Beziehungen gibt, in die Mann womöglich ohne eigenen Nutzen investieren müsste.

Schimpansen kennen dieses Problem nicht: Die Rolle des treusorgenden Vaters ist ihnen reichlich fremd. Auch deshalb könnte ein in der Kinderaufzucht erfahrenes Weibchen einen besonderen Reiz ausüben.

"Schimpansen mögen die faltige Haut, zottigen Ohren, kahlen Flecken und ausgeleierten Brustwarzen ihrer alternden Weibchen nicht gleichermaßen anziehend finden wie Menschen volle Lippen und zarten Teint von jungen Frauen, aber sie reagieren ganz klar nicht negativ auf diese Merkmale", fassen die Wissenschaftler zusammen. (af)

Current Biology 16: 2234-2238 (2006)

©spektrumdirekt

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