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Verhaltenspsychologie: Damenwahl

Nicht nur gute Gene sind - biologisch gesehen - ein Grund, sich einen Mann als potenziellen Vater auszusuchen. Im Falle eines Falles sollte der Erwählte zudem willens sein, seinen väterlichen Pflichten auch dauerhaft nachzukommen. Die Natur, so scheint es, hat die Frauen für ihre Partnersuche jedoch aufs beste ausgestattet: Sie sehen den Männern scheinbar an der Nasenspitze an, ob sie als lang- oder kurzfristige Partner taugen.
Papa Kind
Frauen sagt man eine unnachahmliche Fähigkeit nach: Sie könnten in den Gesichtern des anderen Geschlechtes lesen wie in einem Buch. Zumindest, wenn es darum gehe, welche partnerschaftlichen oder fortpflanzungsrelevanten Eigenschaften das Gegenüber vorzuweisen hat. Dies zumindest legt inzwischen eine Vielzahl psychologischer Studien nahe.

Erste partnerschaftlich relevante Eigenschaft: die Qualität des Mannes als Samenspender. Will eine Frau gesunde Kinder bekommen, sollte sie insbesondere während ihrer fruchtbaren Tage ein Auge auf die männlichen Anwärter werfen. Zahlreiche Studien belegen, dass Frauen sich dann besonders von solchen Männern angezogen fühlen, deren markante Gesichtszüge auf einen hohen Testosteronspiegel hinweisen. Da sich ein solcher nur bei einer entsprechend guten Gesundheit des männlichen Subjektes durchsetzt, ist womöglich auch das im Samen transportierte Erbgut von hoher Qualität.

Doch ein Mann sollte selbstverständlich zu mehr taugen als zu bloßer Zeugungsarbeit. Deswegen sind auch seine väterlichen Qualitäten von herausragendem Interesse. Hier folgt nun aber das Dilemma: Gerade die sehr männlich wirkenden Recken schneiden bei Attraktivitätstests jenseits der fruchtbaren Tage nur mäßig ab. Als dauerhaften Partner, der auch bei der Kinderversorgung Hand anlegt, wünschen sich die Damen Männer mit eher weiblichen Gesichtszügen – diese, so die Forscher, würden als Zeichen väterlicher Kompetenzen gedeutet. Muss frau sich also entscheiden – zwischen "guten" Genen oder "gutem" Vater?

Einer Studie von James Roney von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara und seinen Kollegen der Universität von Texas sowie der Universität Chicago zufolge nicht unbedingt. Denn womöglich spielen nicht nur die eher maskulinen oder femininen Gesichtszüge des Zukünftigen eine Rolle bei der Partnerwahl, sondern auch seine inneren Einstellungen. Genauer gesagt: seine Einstellungen zum Thema Kind.

Um dies zu bestätigen, baten die Wissenschaftler 39 männliche Studenten zu einem Test: Sie sollten aus 29 Bildpärchen jeweils dasjenige auswählen, das sie ansprechender fanden. Als Motiv fungierten entweder ein Mann und ein Baby oder ein erwachsenes Tier und ein entsprechendes Junges. Wählten die Probanden bei den Menschen-Motiven verstärkt die Babyfotos, sahen die Forscher dies als ein Indiz für ihre Kinderfreundlichkeit.

Zusätzlich mussten die Männer mit möglichst neutraler Pose für ein Foto posieren und eine Speichelprobe abgeben, anhand welcher die Wissenschaftler den Testosteronspiegel bestimmten. Anschließend wurden die Fotos 20 jungen Studentinnen vorgelegt, welche angeben mussten, wie maskulin, attraktiv, nett oder kinderlieb sie die dargestellten Personen fanden. Zudem sollten sie bestimmen, welche Männer sie eher für eine heiße Affäre oder aber eine dauerhafte Partnerschaft vorzögen.

Wie erwartet wählten die Probandinnen für ein amouröses Abenteuer eher solche Männer, die sehr maskuline Gesichtszüge hatten. Zudem bezeichneten sie auch jene Gesichter als besonders männlich, deren Träger einen hohen Testosteronspiegel aufweisen konnten.

Als dauerhafte Partner erwählten die Probandinnen jedoch jene Herren, die sie als besonders kinderlieb empfunden hatten. Und interessanterweise trafen die Probandinnen auch hier mit ihren Vermutungen ins Schwarze: Die Männer, denen sie ein besonderes Interesse an Kindern unterstellten, waren eben jene, die beim Präferenztest vermehrt Babyfotos ausgewählt hatten.

Haben Frauen also biologisch bedingt den sechsten Sinn? Das ist nicht auszuschließen. Die Wissenschaftler haben jedoch auch noch eine andere Hypothese: Eine kleine Kontrollgruppe von Frauen hatte zusätzlich zu den beschriebenen Fragen die Aufgabe bekommen, die positive beziehungsweise negative Ausstrahlung der Fotos zu bestimmen.

Und siehe da: die Männer, deren "neutralen" Gesichtsausdruck die Frauen am ehesten als positiv einstuften, ernteten auch die höchste Wertung bei der vermuteten Kinderliebe. Womöglich entscheiden eben nicht nur Testosteron, Aussehen und Samenqualität die Schlacht um das Herz einer Frau – sondern auch eine freundliche Ausstrahlung und ein strahlendes Lächeln. Womöglich spielt sogar der Charakter eine Rolle.

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