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News: Sensible Dickhäuter

Viele Tiere erzeugen Schwingungen, mit deren Hilfe sie bestimmte Botschaften an ihre Artgenossen aussenden. Seit langem ist bereits bekannt, dass eine Vielzahl von Insekten, Amphibien, Reptilien, Fischen und kleineren Säugetieren Vibrationen nutzt, um sich gegen Feinde zu verteidigen, um "fette Beute" aufzuspüren oder erfolgreich auf Brautschau zu gehen. Forscher haben nun entdeckt, dass sich sogar große Säugetiere wie Elefanten diese Kommunikationstechnik zunutze machen, indem sie mit ihrem wilden Getrampel Schwingungen im Boden produzieren und anderen Herden über weite Distanzen unterirdische Botschaften übermitteln können.
Ein hungriger Löwe hat es auf ein geschwächtes Elefantenbaby abgesehen, doch hat er die Rechnung ohne dessen Mutter gemacht. Die wutschnaubende, sechs Tonnen schwere Elefantendame startet einen Scheinangriff, durch den dem feindlichen Angreifer Hören und Sehen vergeht. Das Stampfen der Füße, wilde Schlagen der riesigen Ohrlappen und laute Trompeten des Muttertieres verfehlen nicht ihre Wirkung: Dieses ehrfurchtsgebietende Naturschauspiel schlägt den Löwen in die Flucht.

Bereits in den achtziger Jahren entdeckten Forscher, dass Elefanten durch ihr kräftiges Aufstampfen Schwingungen mit einer niedrigen Frequenz von 20 Hertz produzieren, die sich bei idealen Wetterbedingungen bis zu zehn Kilometer in der Luft ausbreiten können. Weitere Studien zeigten, dass die Savannenbewohner so ihre Bewegungen mit anderen Herden abstimmen.

Caitlin O´Connell-Rodwell und ihre Kollegen vom Stanford Center for Conservation Biology fragten sich nun, ob das wilde Getrampel der Dickhäuter auch kleine Erdbeben auszulösen vermag, die sich über Schwingungen im Boden fortpflanzen und möglicherweise von anderen Artgenossen wahrgenommen werden können. Sie installierten daher seismische Sendeanlagen im Gehege von acht jungen Tieren in Simbabwe, denen sie einen Mix von Elefantenrufen vorspielten. Diese Rufe waren jedoch nicht hörbar, sondern höchstens in Form von Vibrationen zu empfinden. Die Vermutungen der Forscher bestätigten sich: Eine Elefantendame zeigte wiederholt ein ungewöhnliches Verhalten beim Abspielen der Warnrufe. Die Elefantenbullen reagierten ebenfalls, jedoch waren ihre Antworten subtiler. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Dickhäuter unterirdische Schwingungen vermutlich über spezielle Rezeptoren in ihren Füßen registrieren.

Wenn Elefanten in der Lage sind, Erdvibrationen zu spüren, könnten sie damit womöglich ebenfalls Nachrichten in einer Herde oder zwischen weit entfernten Herden übermitteln. Doch über welche Entfernungen können sich derartige Schwingungen ausbreiten? Um diese Frage zu beantworten, vergruben die Forscher in einem Elefantengehege im Abstand von neun und 40 Metern jeweils ein Mikrofon und direkt darunter ein Geofon. Diese Messgeräte zeichneten bei jeder Lautäußerung der Elefanten gleichzeitig akustische und seismische Signale auf. Die Ergebnisse zeigten, dass sich das Getrampel der Dickhäuter auch im Boden mit Frequenzen von 20 Hertz fortpflanzt, die ideal für eine Langstreckenkommunikation sind. Mathematische Modellrechnungen ergaben, dass seismische Elefantensignale somit Entfernungen zwischen 16 und 32 Kilometern in der Erde zurücklegen können.

Mithilfe dieser Schwingungen können die grauen Riesen ihre Artgenossen über weite Distanzen vor möglichen Feinden oder anderen Bedrohungen alarmieren. So gibt es Hinweise, dass das Abschießen von Elefanten im Norden des Kruger National Park Nervosität bei Elefantenherden im Süden des Territoriums auslösen könnte. Möglicherweise spielen die Erdvibrationen auch eine Rolle bei der Fortpflanzung der Dickhäuter – ähnlich der mündlichen Kommunikation.

Viele Aspekte des Phänomens "Elefantenkommunikation" bleiben noch ungeklärt. Als nächstes möchten Caitlin O´Connell-Rodwell und ihre Kollegen nun erforschen, wie weit seismische Signale im offenen Grasland übertragen werden und wie wilde Elefanten auf die unterirdischen Botschaften antworten. Denn vielleicht ist das Stampfen der wütenden Elefantenmutter auch gleichzeitig ein Hilferuf an ihre Artgenossen.

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