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Blauwale: So schlagen die Herzen der Giganten

Das Herz der Blauwale ist in jeder Hinsicht extrem: in seiner Größe, in seiner Pumpleistung und in seinem Schlagrhythmus. Den haben Forscher nun erstmals bestimmt.
Erstmals haben Forscher den Herzschlag eines Blauwals gemessen

Ein Schlag alle sieben bis 15 Sekunden – und manchmal dauert es gar eine halbe Minute, bis sich das gewaltige Herz der Blauwale erneut zusammenzieht und seine 80 Liter Blut in den Körper pumpt. Wenn Blauwale tauchen, reduzieren sie ihren Pulsschlag auf ein extremes Minimum, und das, obwohl sie in der Tiefe akrobatische Hochleistungen erbringen: Bei ihren »Fresssprüngen« schnellen sie mit weit aufgerissenem Maul durch den Ozean, um eine möglichst große Menge kleiner Krebse aufzunehmen. Das kostet immens viel Kraft, ändert aber den Herzschlag nur unwesentlich.

Geht es nach einigen Minuten wieder an die Wasseroberfläche, beschleunigt auch der Puls. Beim Atemholen und Wiederauftanken ihrer Sauerstoffreserven beginnt das geschätzt 300 Kilogramm schwere Herz förmlich zu trommeln – mit einer Taktrate von 25 bis 37 Schlägen in der Minute. Das ist zwar immer noch etwa halb so schnell wie der Ruhepuls eines Menschen, aber höher als Forscher bislang errechnet hatten. Eine Taktrate von an die 40 Schlägen pro Minute dürfte ungefähr das Maximum dessen sein, was ein Herz dieser Größe leisten kann. Noch schneller, und die Wände müssten sich wieder zusammenziehen, noch bevor sie ihre volle Ausdehnung erreicht hätten.

Die Phasen eines Tauchgangs | An der Oberfläche schlägt das Herz in beschleunigtem Rhythmus, während des Abtauchens dagegen sinkt der Puls auf ein Minimum. Schnellt der Wal mit einem "Fresssprung" (engl. lunge) durchs Wasser, steigt die Herzschlagrate, allerdings nur unwesentlich. Erst im Zuge des Auftauchens nimmt die Taktrate wieder zu.

Diese und andere Einblicke in den Pulsschlag der größten Lebewesen, die je auf der Erde gelebt haben, gibt eine Forschergruppe um Jeremy Goldbogen von der Stanford University. Dem Wissenschaftlerteam gelang es, Blauwalen in der kalifornischen Monterey Bay ein EKG-Gerät anzuheften. Mitunter eine Viertelstunde lang konnten sie so den Herzschlag der Tiere erfassen. Dann lösten sich die Saugnäpfe des Sensors, und die Forscher fischten das Gerät aus dem Meer.

Im Fachmagazin »PNAS« schildern sie die Ergebnisse ihrer Messungen. Erstaunlich sei, dass das Herz sowohl langsamer als auch schneller schlägt, als Forscher zuvor abgeschätzt hatten. Dass die Wale bei ihren Tauchgängen ihr Gewebe mit ausreichend Sauerstoff versorgen könnten, liege wohl auch an einer besonders flexiblen Hauptschlagader. Indem sie sich langsam zusammenzieht, könne sie zwischen den einzelnen Herzschlägen den Blutfluss aufrechterhalten.

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