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Paläontologie: Sprechende Bisonknochen

Die Büffel Nordamerikas starben am Ende der letzten Eiszeit fast aus. Ob das Klima oder der Mensch dafür verantwortlich waren, erzählt die DNA aus fossilen Bisonknochen.
Schädel eines Steppenbisons
Ein absolutes Highlight bei einem Besuch im Yellowstone-Nationalpark in den USA ist es, einer Herde Büffel (Bison bison) zu begegnen: Groß und mächtig, mit dumpfem Grollen tief in der Brust ziehen sie gemächlich an den Touristen vorbei, eine Kuh säugt ihr Kalb, hier und da krachen zwei Jungstiere mit den Köpfen gegeneinander. Doch so beeindruckend das Schauspiel auch auf den Parkbesucher wirkt – diese Herden nehmen sich nur mickrig aus gegenüber denen, die vor etwas mehr als 200 Jahren die nordamerikanischen Graslandschaften durchstreiften, bevor hemmungslose Jagdwut des Menschen die Büffel von damals mehreren zehntausend Exemplaren auf heute weniger als tausend Tiere reduzierte.

Die Bisons erleben dieses Schicksal bereits zum zweiten Mal: Vor rund 10 000 Jahren am Ende des Pleistozäns war die Population der nordamerikanischen Bisons schon einmal fast komplett zusammengebrochen. Ob der Mensch und sein Jagdverhalten damals am großen Sterben Schuld war oder eher ein Klimawandel, ist seit langem ein Streitpunkt unter Experten. Um einer Lösung des Disputs näher zu kommen, befragten jetzt Alan Cooper von der Universität Oxford und seine Kollegen indirekt die Büffel selbst.

Extraktion der DNA | Extraktion mitochondrialer DNA aus einem fossilen Bisonknochen: Die Wissenschaftler machen das Klima hauptverantwortlich für den Einbruch der Populationszahlen der Büffel am Ende des Pleistozäns.
Sie extrahierten DNA aus fossilen Knochen von 442 Bisons, die von Fundstellen in Nordamerika, Sibirien und China stammten. Dabei interessierte die Wissenschaftler nur ein Teil des Erbgutes, nämlich der am schnellsten mutierende Bereich der mitochondrialen DNA. Die Unterschiede in diesem Abschnitt lassen Rückschlüsse auf die genetische Zusammensetzung der damals lebenden Herden zu. Diese genetischen Informationen kombinierten die Forscher mit dem Alter der Knochen.

An diesen Daten konnten die Wissenschaftler ablesen, dass alle untersuchten Büffel von einem gemeinsamem Vorfahren abstammen, der vor 140 000 Jahren lebte. Damals wanderten die Tiere über eine Landbrücke zwischen dem eurasischen und dem amerikanischen Kontinent und breiteten sich rund 40 000 Jahre später weiter südwärts bis nach Mexiko aus.

Vor etwa 37 000 Jahren brach dann die Population der Büffel plötzlich ein. In diesem Zeitraum wurde auch das Klima deutlich wärmer, und weite Steppenlandschaften verwandelten sich zunehmend in ausgedehnte Wälder – keineswegs ein geeigneter Lebensraum für den großen Paarhufer. Nach Ansicht der Forscher war deswegen ein Klimawandel hauptverantwortlich für die damaligen Reduktion der Büffel, und der Mensch hat nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Zwar besiedelte er etwa im gleichen Zeitraum Amerika, erreichte aber erst 23 000 Jahre nach dem Knick in der Bisonpopulation größere Bevölkerungszahlen.

Ein genaueres Bild vom Leben und Sterben der damaligen Fauna sollte, so die Wissenschaftler, die Analyse der DNA in Knochen anderer Fossilien aus dem späten Pleistozän ermöglichen.

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