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Südamerika: La Niña und Abholzung treiben Dürre an

Die Dürre in Teilen Südamerikas wird nicht vom Klimawandel verursacht – er verschärft sie. Wichtiger sind ein globales Wetterphänomen und die Zerstörung Amazoniens.
Altreifen auf vertrocknetem Flussbett irgendwo in Argentinien
Im Zentrum Südamerikas herrscht seit Jahren eine starke Dürre. Sie bedroht Ernten und lässt Reservoirs schrumpfen.

Seit 2019 hält eine starke Dürre zentrale Regionen Südamerikas im Griff. In Argentinien, aber auch in benachbarten Ländern wie Uruguay, Paraguay und Bolivien fiel teilweise weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags der letzten Jahrzehnte. In der Folge trockneten Staubecken und Seen aus, Flüsse schrumpften zu Rinnsalen und Ernten verdorrten. Eine Attributionsstudie von Paola Arias von der Universidad de Antioquia in Kolumbien und ihrem Team für »world weather attribution« hat nun die Ursachen dafür ermittelt. Ausgelöst wurde die schwere Trockenheit vor allem durch das globale Wetterphänomen La Niña, das seit 2020 im Pazifik herrscht, sowie durch die Abholzung am Amazonas. Der Klimawandel verschärft das Problem zusätzlich.

Während eines La-Niña-Ereignisses dominieren kalte Wassermassen vor der südamerikanischen Pazifikküste, was über Fernwirkungen in vielen Teilen der Welt das Wetter beeinflusst: Wenn es in Australien etwa sehr feucht ist, dominieren über Teilen Südamerikas trockene Luftmassen. Das verringert beispielsweise die Regenfälle in den nördlichen und westlichen Provinzen Argentiniens, in Paraguay, Uruguay und Bolivien. 2022 war demnach das trockenste Jahr in Zentralargentinien seit mehr als 60 Jahren.

Verschärft wird die Situation durch generell seit 40 Jahren sinkende Niederschlagsmengen, wobei Arias und Co noch nicht wissen, ob es sich dabei um eine natürliche Variabilität handelt oder um menschengemachte Ursachen. Ein Faktor, der die Regenfälle in diesem Teil Südamerikas mit beeinflusst, ist etwa die Waldbedeckung in Amazonien. Der Regenwald schafft sich in Teilen sein Klima selbst, indem vom Atlantik kommende feuchte Luft immer wieder verdunstet und neue Regenfälle erzeugt. Über den Ferntransport gelangen diese Luftmassen bis in südamerikanische Zentrum, wo sie ebenfalls Niederschläge bringen.

Durch die gerade im südlichen Bereich Amazoniens stark voranschreitende Abholzung wird dieses Wasserrecycling jedoch geschwächt und unterbrochen, weshalb der Feuchtetransfer nachlässt. Auch dadurch könnte also ein Teil des Wasserdefizits verursacht worden sein. 2020 erlebte die Brandrodung Amazoniens zudem einen neuen Höhepunkt: Durch den entstandenen Rauch wurde der Wasserkreislauf ebenfalls gestört, was die Dürre weiter südlich zusätzlich verstärkte.

In ihren Daten fand die Arbeitsgruppe hingegen nur ein schwaches Signal, das auf den Klimawandel als Ursache der Dürre hindeutete. Doch auch die Erderwärmung verschärfte die Situation: Extreme Hitzewellen seit 2020 verstärkten die Verdunstung des verbliebenen Wassers im Boden und in Gewässern – ihr Auftreten wurde durch die Erderwärmung 60-mal wahrscheinlicher, wie eine weitere Studie der Attributionsforscher ermittelt hat.

Für die Welternährung ist die Situation desaströs: Argentinien etwa ist einer der größten Exporteure von Getreide und Soja. Durch die Dürre sind die ausgeführten Mengen jedoch um 25 bis 50 Prozent zurückgegangen, weil die Pflanzen vertrocknet sind und geringere Erträge lieferten. Immerhin deutet sich nun ein Wechsel an. Im Pazifik weisen Signale darauf hin, dass La Niña endet und El Niño zurückkehrt. Während Australien dann nach drei feuchten Jahren erneut trockener wird, könnte in Teilen Südamerikas endlich wieder der ersehnte Regen fallen.

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