News: Süße Unendlichkeit
Um die Lagerung von Gewebe zu optimieren, hat Toners Team Zellen mit Trehalose versetzt. Dieser Zucker bewahrt einige Organismen auf molekularer Ebene vor den schädlichen Auswirkungen des Einfrierens und Trocknens. Trehalose kann in Zellen Wasser ersetzen, indem es schützende Hüllen um Enzyme, Membranen und die DNA bildet. Unser Körper kann Trehalose allerdings nicht selbst bilden, und das Zuckermolekül ist zu groß, als dass es Membranen passieren könnte. Daher schleusten die Forscher den Zucker mittels alpha-Hemolysins in die Zellen ein. Dieses bakterielle Toxin perforiert die Membran so, dass sie doch für Trehalose-Moleküle durchlässig ist. Ohne den Zucker überlebten etwa ein Prozent der Zellen das Einfrieren. Bei den mit Trehalose behandelten Zellen konnten dagegen 72 Prozent nach dem Auftauen wieder zum Leben erweckt werden (Nature Biotechnology vom Februar 2000).
Trehalose schützt auch menschliche Zellen, die durch Trocknung konserviert werden sollen, berichtet der Genetiker Fred Levine von der University of California in San Diego. Die Wissenschaftler dort statteten Fibroblasten mit den bakteriellen Enzymen aus, die sie benötigen, um selbst Trehalose zu produzieren. Während normale Zellen innerhalb eines Tages nach der Trocknung sterben, überstanden die veränderten Fibroblasten bis zu fünf Tage ohne Wasser.
Der Biochemiker John Crowe von der University of California in Davis findet es "bemerkenswert", dass die Anwesenheit eines simplen Zuckers ausreicht, um die Zellen widerstandsfähiger zu machen. Diese Methode könnte es möglich machen, getrocknetes menschliches Gewebe unendlich lange aufzubewahren. "Schon ewig ist es ein Traum vieler Menschen gewesen, dies zu verwirklichen", meint Crowe.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 5.1.2000
"Was lange währt, wird doch ein Klon"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 2.6.1999
"Es ist ein Junge!"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Brennpunkt-Thema vom 4.6.1999
"Klonen menschlicher Embryonen" - Spektrum der Wissenschaft 4/97, Seite 18
"Die erste Klonierung eines erwachsenen Säugetiers"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.