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News: Es ist ein Junge!

Es gibt geklonte Schafe, Rinder, Mäuse und Ziegen - was will das Wissenschaftlerherz da noch mehr? Doch wie ein Vater vieler Töchter, der keinen einzigen Sohn hat, wünschen die Forscher sich männlichen Nachwuchs. Bis vor kurzem waren alle Tiere, die aus einer erwachsenen Zelle geclont wurden, weiblichen Geschlechts. Erst Fibro macht da eine Ausnahme: Der Mäuserich verdankt sein Leben einer Zelle vom Schwanz seines Papas. Und natürlich sind seine (menschlichen) Erzeuger unheimlich stolz auf ihn.
Im Gegensatz zu Dolly und den zahlreichen anderen Säugetier-Klonen, die in den letzten Jahren von Forschern im Reagenzglas produziert wurden, entstammt Fibro Zellen, die einem erwachsenen männlichen Tier entnommen wurden. Und während sonst Gewebe als Quelle dienten, die mit der Fortpflanzung in Zusammenhang stehen – wie zum Beispiel Eierstöcke – haben Teruhiko Wakayama und Ryuzo Yanagimachi von der University of Hawaii School of Medicine in Honolulu für Fibro ganz "normale" Zellen ausgewählt: Fibroblasten. Diese großen Zellen mit leicht abgeplattetem Kern beteiligen sich an der Bildung von Interzellulärsubstanz des Bindegewebes. Und sie gaben Fibro seinen Namen (Nature Genetics vom Juni 1999).

Die Forscher entnahmen die Fibroblasten dem Schwanz einer männlichen Maus der braunen Agouti-Linie. Sie injizierten die Kerne aus diesen Zellen in Maus-Eizellen, denen zuvor der eigene Kern entnommen worden waren. Die Eizellen kamen von Weibchen, die hormonell stimuliert worden waren, um eine Vielzahl von Eiern zu produzieren – ähnlich wie Menschen bei einigen in-vitro-Befruchtungstechniken. Stunden nach der Kernübertragung, transferierten die Wissenschaftler Embryonen im Stadium von zwei bis acht Zellen in die Eileiter oder Gebärmutter empfängnisbereiter weiblicher Mäuse.

Genau wie bei allen anderen bisherigen Klon-Experimenten war die Erfolgsrate des Verfahrens sehr niedrig. Ungefähr die Hälfte der Eizellen mit ausgetauschtem Zellkern teilte sich so oft, daß sie in eine Leihmutter eingepflanzt werden konnten. Lediglich drei dieser 274 implantierten Embryos wurden ausgetragen. Von diesen dreien überlebte nur ein Mäuseembryo, nämlich Fibro. Dieser entwickelte sich zu einem fruchtbaren männlichen Erwachsenen.

Die hohe Mißerfolgsrate hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß es den übertragenen Kernen häufig nicht gelingt, alle erforderlichen Aufgaben in ihrer neuen Umgebung durchzuführen – was in Anbetracht ihres bescheidenen Ursprungs, nämlich einer Schwanzspitze, kaum überraschend ist. "Unvollständige Kommunikation zwischen der Plazenta und dem Embryo oder Fötus könnte der wichtigste Grund für die Probleme sein, die wir beobachtet haben", glauben Wakayama und Yanagimachi.

Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigen ihre Ergebnisse, daß Klonen unter Verwendung ausgewachsener Zellen, die nicht an der Fortpflanzung beteiligt sind – sogenannter somatischer Zellen – auch mit männlichen Spendertieren möglich ist. Dies eröffnet die Möglichkeit, daß Genome beiderlei Geschlechtes einfach in Form gefrorener Gewebeproben gelagert werden könnten, wie zum Beispiel als Hautprobe, anstelle von Eiern, Sperma oder Embryos.

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