News: Es ist ein Junge!
Die Forscher entnahmen die Fibroblasten dem Schwanz einer männlichen Maus der braunen Agouti-Linie. Sie injizierten die Kerne aus diesen Zellen in Maus-Eizellen, denen zuvor der eigene Kern entnommen worden waren. Die Eizellen kamen von Weibchen, die hormonell stimuliert worden waren, um eine Vielzahl von Eiern zu produzieren – ähnlich wie Menschen bei einigen in-vitro-Befruchtungstechniken. Stunden nach der Kernübertragung, transferierten die Wissenschaftler Embryonen im Stadium von zwei bis acht Zellen in die Eileiter oder Gebärmutter empfängnisbereiter weiblicher Mäuse.
Genau wie bei allen anderen bisherigen Klon-Experimenten war die Erfolgsrate des Verfahrens sehr niedrig. Ungefähr die Hälfte der Eizellen mit ausgetauschtem Zellkern teilte sich so oft, daß sie in eine Leihmutter eingepflanzt werden konnten. Lediglich drei dieser 274 implantierten Embryos wurden ausgetragen. Von diesen dreien überlebte nur ein Mäuseembryo, nämlich Fibro. Dieser entwickelte sich zu einem fruchtbaren männlichen Erwachsenen.
Die hohe Mißerfolgsrate hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß es den übertragenen Kernen häufig nicht gelingt, alle erforderlichen Aufgaben in ihrer neuen Umgebung durchzuführen – was in Anbetracht ihres bescheidenen Ursprungs, nämlich einer Schwanzspitze, kaum überraschend ist. "Unvollständige Kommunikation zwischen der Plazenta und dem Embryo oder Fötus könnte der wichtigste Grund für die Probleme sein, die wir beobachtet haben", glauben Wakayama und Yanagimachi.
Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigen ihre Ergebnisse, daß Klonen unter Verwendung ausgewachsener Zellen, die nicht an der Fortpflanzung beteiligt sind – sogenannter somatischer Zellen – auch mit männlichen Spendertieren möglich ist. Dies eröffnet die Möglichkeit, daß Genome beiderlei Geschlechtes einfach in Form gefrorener Gewebeproben gelagert werden könnten, wie zum Beispiel als Hautprobe, anstelle von Eiern, Sperma oder Embryos.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 27.5.1999
"Dollys wahres Alter"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 6.5.1999
"Der geklonte Apotheker"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 4.5.1999
"Tödliche Spätfolgen des Klonens?" - Spektrum Ticker vom 12.1.1999
"In München steht das Klonkalb Uschi"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 21.12.1998
"Klontechnik am Menschen erprobt"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.