News: Supraleitung ist doch anders
Um die Gültigkeit des Wiedemann-Franz-Gesetzes zu überprüfen, maßen Robert Hill und seine Mitarbeiter an der University of Toronto die elektrische und thermische Leitfähigkeit eines Kupferoxid-Supraleiters bei Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts. Dazu mussten sie die Supraleitfähigkeit der Keramik aufheben; dies gelang mit einem starken Magnetfeld. Das Ergebnis der Messungen war verblüffend: Der keramische Supraleiter leitet die Wärme wesentlich besser, als nach der Theorie – und der bisherigen Praxis – zu erwarten wäre. Die bisher geltende Annahme, dass die Streuung der Elektronen im Leiter die thermische und elektrische Leitfähigkeit gleichermaßen betrifft, muss zumindest für diesen Stoff revidiert werden.
Physiker entwickeln bereits seit längerem alternative Theorien der Anregungszustände in keramischen Supraleitern. Diese Ansätze haben gemeinsam, Spin und Ladung des Elektrons getrennt zu behandeln. Hill will mit seinen Experimenten andere Wissenschaftler dazu anregen, weitere Impulse für die Modellentwicklung zu geben. Es gelte zum Beispiel, den Dotierungsgrad zu bestimmen, ab dem das Wiedemann-Franz-Gesetz nicht mehr greift. Man müsse Materialien mit höherer Sprungtemperatur untersuchen, um zu überprüfen, ob der Überschuss in der Wärmeleitung etwas mit dem Elektronenspin zu tun hat. Das theoretische Verständnis der Hochtemperatur-Supraleiter gilt als Schlüssel für die Entwicklung von Materialien, die bereits bei Zimmertemperatur den Strom ohne Widerstand leiten.
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