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News: Ungenießbarer Kohlfreund

Ganz sicher kennen Sie Pieris rapae: Der Kohlweißling ist als Falter zwar ein gern und oft gesehener Frühlingsanzeiger, als Raupe aber gleichzeitig der größte Feind von liebevoll hochgepäppeltem Blumenkohl und Broccoli. Jetzt haben Untersuchungen enthüllt, dass offenbar ein Trick ihrer gefräßigen Raupen den Kohlweißling zu unserer häufigsten Tagfalterart gemacht hat: Sie produzieren einen ungewöhnlichen Abwehrstoff, der sie für Fressfeinde gänzlich unappetitlich werden lässt.
Ein echter Herumtreiber ist dieser kleine weiße oder blaßgelbe Schmetterling. War er zunächst nur – auch schon ganz beachtlich – in Europa, Asien und Afrika beheimatet, so hat sich der Kohlweißling mittlerweile auch als illegaler Insekten-Einwanderer in gemütlichen Ecken Hawaiis, Australiens und Amerikas breitgemacht – und ringt nun auch dortigen Gemüsezüchtern widerwillige Anerkennung für seine Hartnäckigkeit ab.

Schon vor einiger Zeit hatten sich Thomas Eisner und seine Kollegen von der Cornell University und der Arizona State University auf die Suche nach Gründen für den weltumspannenden Erfolg des Insekts gemachten. Einer besonders genauen Untersuchung unterzogen sie der limettengrünen, mit gelben Rally-Rückenstreifen verzierten Raupe von Pieris rapae. Diese ist auf der Körperoberseite flächendeckend mit feinen Drüsenhäarchen versehen, an deren Spitze jeweils ein Tröpfchen öliger Flüssigkeit hängt. Die Wissenschaftler erinnerte das an artfremde Bewaffnung: Viele Pflanzen besitzen nämlich ähnlich aussehende Drüsenhäarchen, welche Abwehrsekrete gegen Fraßfeinde produzieren und abgeben. Derartige Verteidigungsmechanismen sind an Insekten jedoch bislang kaum gefunden worden.

Um Näheres über Sinn und Zweck der Raupendrüsenhäarchen herauszufinden, unterzogen sich die Forschern nun dem schwierigen Geschäft des Schmetterlingsmelkens: Sie züchteten Tausende und Abertausende von Raupen und rangen diesen gewissenhaft Tröpfchen für Tröpfchen Drüsensekret ab, bis sie – nach mehreren Jahren – genug Raupenöl für chemische Analysen gesammelt hatten. Jetzt endlich konnten sie die Ergebnisse ihrer Untersuchungen präsentieren: Die Flüssigkeit besteht demnach aus einer komplexen, wenig beständigen Mischung verschiedener Fettsäuren. Einige der neuentdeckten Komponenten des Gemisches ähneln chemisch der Linolensäure – einer bekannten Insekten abschreckenden Fettsäure. Und tatsächlich fliehen Ameisen unter dem Einfluss des Fettsäure-Abwehrsekrets vor den Kohlweisslingsraupen und putzen sich zudem nach einem Kontakt besonders ausgiebig.

Benannt haben die Forscher ihr Ameisen ekelndes Schreckstoffgemisch übrigens "Mayolene" – nach May Berenbaum, einer Insektenforscher-Kollegin der University Illinois. Diese ist von den Forschungen sehr angetan: "Selbst an den absolut häufigsten Schädlingen kann man doch immer noch etwas Neues entdecken."

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