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Andere Prioritäten: USA reduzieren globalen Seuchenschutz deutlich

Freie Bahn für zukünftige Pandemien: Ein Programm der USA, neu auftretende Krankheiten schnell zu erkennen, wird wegen Finanzierungsengpässen zurückgefahren. Andere Länder sind weder willens noch in der Lage, einzuspringen.
Ebola-Forscher US-Army

Wegen fehlender Finanzierung wird die US-Seuchenschutzbehörde CDC ihre Programme zur Vorsorge vor Epidemien in 39 Staaten drastisch reduzieren. Grund dafür ist, dass eine nach der Ebolaepidemie in Westafrika von der US-Regierung eingerichtete, auf fünf Jahre ausgelegte Finanzierung in Höhe von 600 Millionen Dollar nicht erneuert wird; darüber unterrichtete das CDC schon vor zwei Wochen die Mitarbeiter in den betroffenen Ländern. Die Programme waren darauf ausgerichtet, in den am stärksten von Seuchen bedrohten Ländern Infrastruktur aufzubauen und Fachleute auszubilden, die Epidemien früh zu entdecken und zu unterbinden. Die USA tragen traditionell sowohl finanziell als auch organisatorisch den bei Weitem größten Anteil zum globalen Schutz vor neuen Krankheiten bei. Andere Länder haben weder den Willen noch die Möglichkeiten, die Lücke zu schließen.

Der Rückzug der USA betrifft auch Länder, die als Hotspots von neu auftretenden epidemischen Infektionskrankheiten gelten: zum Beispiel China, wo verschiedene Vogelgrippeerreger unter Beobachtung sind, oder Rwanda und der Kongo; beides Staaten, in denen regelmäßig hämorrhagische Fieber wie Ebola auftreten. Die Ebolaepidemie in Westafrika hatte wieder ins Bewusstsein gerufen, dass vielen Ländern die Infrastruktur und Expertise fehlt, um beginnende Epidemien zu entdecken und zu unterbinden. Das CDC hatte in insgesamt 49 Ländern Programme, um solche Defizite zu beheben. Diese Aktivitäten sollen sich nun auf zehn "priority countries" konzentrieren, heißt es.

Mit dem Auslaufen des Programms verschieben die USA nun ihren Fokus weg vom globalen Seuchenschutz hin zu einer vermutlich stärker von eigenen Interessen geleiteten Entwicklungs- und Gesundheitspolitik. Fachleute bemängeln außerdem, dass in vielen betroffenen Ländern zwar bereits Infrastruktur aufgebaut wurde, aber bisher nicht die benötigten Fachleute ausgebildet wurden, um die Strukturen zu nutzen. Dadurch, so die Befürchtung, werde ein beträchtlicher Teil der bereits getätigten Investitionen ebenfalls spurlos verpuffen, so dass diese Länder Epidemien weiter ausgeliefert sind.

Erst im April und Mai 2017 unterbanden internationale Fachleute einen Ausbruch von Ebola in der Demokratischen Republik Kongo. Die Früherkennung und schnelle Bekämpfung neu auftauchender Infektionskrankheiten gilt als wichtigste Maßnahme, verheerende globale Seuchen wie die Spanische Grippe zu verhindern. Je später eine potenzielle Pandemie erkannt wird, desto schwerer ist es, sie aufzuhalten.

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