Medizintechnik: UV-Gel gegen innere Blutungen
Für Notfälle wünschen sich Mediziner wirkungsvolle Haftpflaster für das Körperinnere, mit denen sie etwa lebensbedrohliche Risse in Arterien oder dem Herzen verschließen können. Diese Pflaster müssen ungiftig sein, auch gegen hohen Blutdruck dicht halten und am besten aus einem biologisch abbaubaren Material bestehen, dass sich einige Zeit nach der Heilung ablöst und abgebaut wird, ohne dass dafür ein zweiter operativer Eingriff notwendig wird. Alle diese Erwartungen könnte ein Polymergel erfüllen, das Hongwei Ouyang von der Zhejiang-Universität in China und seine Kollegen in »Nature Communications« vorstellen. Im Versuch hat es sich allerdings erst in Schweinen bewährt.
Das Pflaster der chinesischen Forscher beruht auf einem durch UV-Licht aktivierbaren Polymergel: Im nicht aktivierten Zustand ist es dünnflüssig und leicht mit Kanülen applizierbar; es bindet aber, sobald es aktiviert ist, auch unter den nassen Bedingungen des Körperinneren fest an Gewebeoberflächen. Das Gel ist aus verschiedenen biologischen Makromolekülen ähnlich aufgebaut wie die extrazellulären Matrix, einer die Zellen umgebenden Zone aus lose verwobenen Proteinfäden und Kohlenhydratketten. Der UV-Lichtreiz sorgt im Gel für aktive Aldehydgruppen, die Aminosäure- und Zuckerketten fest quervernetzen. Das Gel verschließt dann Wunden, auf die es aufgetragen wird, sehr dicht. Gelpflaster hielten in Versuchen dabei auch hohem Blutdruck von bis zu 290 Millimeter Quecksilbersäule stand – mehr, als im klinischen Notfall beim Menschen meist auftritt. Tatsächlich kann das Gel damit sogar millimeterlange Risse in der Hauptschlagader oder dem Herzen selbst abdichten. Im Tierversuch gelang es den Forschern unter anderem kleine Leberrisse zu schließen. Die Versuchstiere überlebten die Wunden und zeigten auch nach wochenlanger Überwachung keine Folgeschäden, so die Autoren der Studie.
Gele wie dieses könnten bei Notfall-OPs durch einen Eingriff lokal appliziert und dann sofort mit UV-Strahlung aktiviert werden, hoffen die Forscher. So könnten vor allem innere Verletzungen behandelt werden, die man nicht ohne Gefährdung der Patienten durch Nähen oder Klammern dicht bekommt.
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