Verhalten: Fischkatze auf Abwegen
Asiatische Fischkatzen (Prionailurus viverrinus) sind geschickte Jäger am und im Wasser – und ihre Hauptbeute besteht aus Fischen und anderen aquatischen Lebewesen. Fotofallen, die im Nordosten Bangladeschs aufgestellt wurden, zeigen aber eine ganz andere, bislang eher unbekannte Seite der Raubtiere: Sie klettern für ihre Verhältnisse hoch in Bäume und erlegen dort Vögel direkt am Nest. Dieses zuvor so noch nicht beobachtete Verhalten beschreiben Wissenschaftler um Muntasir Akash von der Universität Dhaka in »Mammalia«.
Mit den Kameras wollte das Team eigentlich Vogelkolonien überwachen, in denen verschiedene Arten zusammen brüten und ihren Nachwuchs großziehen. Während der 282 Tage, in denen die Infrarotkameras aktiv waren, fotografierten sie auch 19 Mal Fischkatzen in zwei verschiedenen Brutkolonien, obwohl diese sich an erhöhter Stelle in der Vegetation befinden. Einmal erbeutete eine der Katzen eine junge Kleinscharbe (Microcarbo niger), deren Nest sich in acht Meter Höhe in der Krone einer Indischen Eiche befand. »Das ist ein für eine Fischkatze ziemlich hoher Baum«, sagte Akash, der davon nach eigenen Angaben ziemlich überrascht war.
Fischkatzen besitzen ein Wasser abweisendes, zweischichtiges Fell sowie halb einziehbare Krallen und teilweise mit Schwimmhäuten versehene Vorderpfoten, mit denen sie ihre Beute jagen, die zu etwa drei Vierteln aus Fischen besteht. Auch ihr Gebiss ist an diese eher glitschige Nahrung angepasst, viele andere Merkmale haben sie jedoch mit ihren Verwandten gemeinsam, die deutlich stärker landgebunden sind.
Gänzlich überraschend ist es nicht, dass die Katzen wohl doch auch geschickte Kletterer sind: Während des Monsuns werden große Teile ihres Lebensraums überflutet und die Jagd wird schwieriger. Dann können sich die Tiere in die Baumkronen zurückziehen, wo Vögel eine alternative Beute darstellen. Der Schutz der Fischkatzen müsse daher berücksichtigen, dass sie bei Bedarf in diese Lebensräume ausweichen. Neben direkter Verfolgung durch Menschen und Habitatverlust könnten sie auch darunter leiden, dass Vogelkolonien zerstört werden, mahnen die Forscher.
In Südamerika wurde ebenfalls bereits beobachtet, dass Jaguare für längere Zeit in den Kronenraum von Wäldern ausweichen, wenn ihr Zuhause überflutet wird. Auch diese Großkatzen sind gute Schwimmer und jagen oft am und im Wasser nach Beute.
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