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Verhaltensforschung: Auch in Ihnen steckt womöglich ein Räuber

Großzügig? Sind viele Menschen durchaus. Doch selbst die, die einer einzelnen Person freiwillig etwas geben, werden in einer Menschenmenge egoistisch. Eine ernüchternde Erkenntnis.
Ein Mann in Berlin bittet um eine Spende.

Ein Forschungsspiel namens »Big Robber« könnte erklären, warum ein Bankangestellter seinen Kunden Geld stiehlt, einem Obdachlosen aber eine warme Mahlzeit spendiert: Menschen neigen dazu, im Umgang mit großen Gruppen von Menschen egoistisch zu sein, obwohl sie gegenüber einer einzelnen Person großzügig sein können. Das berichtet ein Team im Magazin »Nature Human Behaviour«.

Die Gruppe um Carlos Alós-Ferrer von der Universität Zürich in der Schweiz bat 640 Personen, drei Arten von Spielen zu spielen. Dabei durften alle Teilnehmenden entscheiden, wie viel von einer kleinen Geldsumme sie einem anderen überließen. Die Forschenden fanden heraus, dass die meisten Probanden etwas Geld verschenkten.

Die Autoren entwickelten auch das Spiel »Big Robber«: Ein als solcher bestimmter Räuber entscheidet, ob er bis zur Hälfte der Einkünfte von 16 anderen Teilnehmern stehlen will. Mehr als 80 Prozent der 320 Räuber nahmen mindestens ein Drittel des Geldes, und 56 Prozent nahmen so viel wie möglich – die Hälfte davon, etwa 100 Euro. Nur zwei Prozent der Personen weigerten sich zu rauben.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, einer großen Gruppe im Austausch für eine hohe Belohnung Schaden zufügen. Dieselben Personen jedoch können mitfühlend sein, wenn es um eine Einzelperson geht.

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