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News: Viel hilft viel

Eine Krankheit mit ihren Auslösern zu bekämpfen, mutet ziemlich verwegen an. Doch genau das schlagen amerikanische Forscher bei der Multiplen Sklerose vor: Sie wollen gegen die Autoimmunkrankheit vorgehen, indem sie den Körper mit justament den Antigenen überschwemmen, welche das Leiden erst verursachen.
Multiple Sklerose (MS) gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Sie manifestiert sich meist im jungen Erwachsenenalter, wobei Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer betroffen sind. Über die genauen Ursachen streiten sich die Mediziner noch, sicher scheint zumindest zu sein, dass die T-Zellen des körpereigenen Immunsystems die Myelinscheiden der Nervenzellen angreifen. Diese Myelinscheiden isolieren die Nervenbahnen und ermöglichen dadurch erst die Weiterleitung der Signale. Wird die Isolationsschicht zerstört, dann bricht die Erregungsleitung zusammen. Als Folge treten schwere Behinderungen mit Lähmungen, Seh- oder Gedächtnisstörungen auf.

Als Autoimmunerkrankung lässt sich Multiple Sklerose bekämpfen, indem man das Immunsystem unterdrückt. Die eingesetzten Medikamente – so genannte Immunsuppressiva – zeigen jedoch starke Nebenwirkungen. Einen anderen Weg schlagen jetzt Wissenschaftler des Laboratory of Immunology vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases vor: die Antigen-spezifische Immunotherapie.

Hierzu löste die Arbeitsgruppe von Michael Lenardo bei neun Seidenäffchen eine MS-ähnliche Krankheit aus, indem sie Myelin-Proteine als Antigene ins Blut injizierten. Die T-Zellen des Immunsystems reagierten auf die Antigene und griffen das Myelin an. Als Gegenmittel wählten die Wissenschaftler genau die gleiche Substanz, also Myelin-Protein: Drei Affen erhielten eine hohe Dosis des Antigens, drei eine mittlere und die übrigen drei gar keine. Dann beobachteten sie ihre Versuchstiere über 105 Tage hinweg.

Bei den drei unbehandelten Tieren traten klinische Symptome der Krankheit auf. Dagegen blieben die Affen, die eine hohe Dosis des Antigens erhalten hatten, scheinbar gesund. In der mittleren Versuchsgruppe erkrankten zwei Tiere leicht. Untersuchungen mit Magnetresonanztomographie zeigten starke Hirnschädigungen bei zwei der unbehandelten Tiere. Bei den behandelten Tieren waren die Gehirne jedoch auch bereits leicht geschädigt.

Offensichtlich kann eine hohe Dosis an Myelin – also der Substanz, welche die Krankheit auslöst – den Ausbruch von Multipler Sklerose zumindest verzögern. Michael Lenardo erklärt dies mit einer Selbstzerstörung der T-Zellen, die dann auftritt, wenn diese mit großen Mengen an Antigenen konfrontiert werden. "Die Therapie scheint widersinnig zu sein", gibt Lenardo zu, "man könnte glauben, es ist wie Benzin ins Feuer zu schütten."

  • Quellen
National Institute of Allergy and Infectious Diseases,
Journal of Immunology 166(3): 2116–21

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