News: Viel hilft viel
Als Autoimmunerkrankung lässt sich Multiple Sklerose bekämpfen, indem man das Immunsystem unterdrückt. Die eingesetzten Medikamente – so genannte Immunsuppressiva – zeigen jedoch starke Nebenwirkungen. Einen anderen Weg schlagen jetzt Wissenschaftler des Laboratory of Immunology vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases vor: die Antigen-spezifische Immunotherapie.
Hierzu löste die Arbeitsgruppe von Michael Lenardo bei neun Seidenäffchen eine MS-ähnliche Krankheit aus, indem sie Myelin-Proteine als Antigene ins Blut injizierten. Die T-Zellen des Immunsystems reagierten auf die Antigene und griffen das Myelin an. Als Gegenmittel wählten die Wissenschaftler genau die gleiche Substanz, also Myelin-Protein: Drei Affen erhielten eine hohe Dosis des Antigens, drei eine mittlere und die übrigen drei gar keine. Dann beobachteten sie ihre Versuchstiere über 105 Tage hinweg.
Bei den drei unbehandelten Tieren traten klinische Symptome der Krankheit auf. Dagegen blieben die Affen, die eine hohe Dosis des Antigens erhalten hatten, scheinbar gesund. In der mittleren Versuchsgruppe erkrankten zwei Tiere leicht. Untersuchungen mit Magnetresonanztomographie zeigten starke Hirnschädigungen bei zwei der unbehandelten Tiere. Bei den behandelten Tieren waren die Gehirne jedoch auch bereits leicht geschädigt.
Offensichtlich kann eine hohe Dosis an Myelin – also der Substanz, welche die Krankheit auslöst – den Ausbruch von Multipler Sklerose zumindest verzögern. Michael Lenardo erklärt dies mit einer Selbstzerstörung der T-Zellen, die dann auftritt, wenn diese mit großen Mengen an Antigenen konfrontiert werden. "Die Therapie scheint widersinnig zu sein", gibt Lenardo zu, "man könnte glauben, es ist wie Benzin ins Feuer zu schütten."
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