News: Viren mal positiv
Doch das war nicht die letzte Überraschung. Bereits 1998 berichteten Forscher um Hans Ludger Tillmann von der Medizinischen Hochschule Hannover über einen Zusammenhang zwischen HIV- und GBV-C-Infektionen. In einer aktuellen Studie an 197 Patienten zeigen sie jetzt, dass Träger von HIV und GBV-C später als andere an AIDS erkranken und danach auch länger überleben [1]. Dies gilt ebenfalls, wenn die HIV-Infektion mit einer hochwirksamen antiviralen Therapie (HAART) behandelt wird. Offenbar gibt es einen umgekehrten Zusammenhang zwischen der Menge von GBV-C im Blut und der HIV-Anzahl: Wird beispielsweise viel GBV-C gemessen, finden sich nur wenig HI-Viren. Hingegen fanden die Forscher keinen Zusammenhang mit den CD4-Zellen des Immunsystems, in denen sich die HI-Viren vermehren. Die HIV-Last und die CD4-Zellzahl stellen wichtige Prognosefaktoren für die HIV-Infektion dar.
Ihre Ergebnisse stimmen weitgehend mit den Resultaten der Arbeitsgruppe um Jack Stapleton von der University of Iowa überein. Auch sie stellten bei 362 HIV-Infizierten fest, dass eine gleichzeitige Infektion mit GBV-C das Sterberisiko innerhalb der zwölf Untersuchungsjahre deutlich verringerte [2]. Die Forscher testeten außerdem die Wirkung der Viren in Zellkulturen. Sie konnten zeigen, dass GBV-C sich genauso in CD4-Zellen vervielfältigen kann wie HIV. Trugen die Zellen beide Erreger in sich, produzierten sie 30 bis 40 Prozent weniger HI-Viren als diejenigen der Kontrollgruppe, die sich nur mit HIV beschäftigen mussten.
In welcher Weise GBV-C den AIDS-Erreger hemmt, ist noch unklar. "Wir wissen nicht, ob GBV-C direkt mit HIV interagiert, oder ob GBV-C zelluläre Proteine wie Interferon oder Immun-Cytokine aktiviert, welche die Zellen gegen das HIV-Wachstum schützen", erklärt Stapleton. Die Ergebnisse wecken jedenfalls Hoffnungen, dass sich hier neue Perspektiven in der Therapie der HIV-Infektion und der AIDS-Erkrankung eröffnen.
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