News: Von der Leichtigkeit des Seins
Doch vielleicht stecken auch die Nerven dahinter. Christopher Adams und seine Kollegen von der University of Pennsylvania zumindest vermuten, dass auch das eigene Körperempfinden der Übergewichtigen mitspielt. Den Beweis für die Idee sollte eine spezielle Kandidatengruppe erbringen: Die Forscher pflanzten Hirschmäusen (Peromyscus maniculatus) verschiedene Gewichte in den Unterleib ein. Die normalgewichtigen, 20 bis 35 Gramm schweren Tiere reagierten auf die zusätzlichen ein, zwei oder drei Gramm, indem sie in den kommenden Wochen abnahmen. Je mehr der Ballast wog, umso stärker sank das Eigengewicht der Nager.
Dann entfernten die Forscher die Implantate wieder. Als ob sie das scheinbare Untergewicht ausgleichen wollten, nahmen die Mäuse vorübergehend zu. Innerhalb von zwölf Tagen jedoch sank ihr Körpergewicht wieder auf den Wert, den sie mit den Implantaten erreicht hatten. Und dabei drehten sie weder zusätzliche Runden im Laufrad, noch bauten sie ein ganz bestimmtes Körpergewebe ab.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Tiere ihr Körpergewicht wahrnehmen und es über das Nervensystem regulieren. Anscheinend bildeten die Mäuse ein Empfinden dafür aus, wie schwer sie sein sollten und fühlten sich mit dem künstlichen Ballast übergewichtig: Zeit für eine Diät. Vor allem die Mäuse mit den zusätzlichen drei Gramm-Einheiten – also mit etwa zehn Prozent mehr auf der Waage – fraßen deutlich weniger. So konnten sie das für sie gewohnte Gesamtkörpergewicht beibehalten.
Einige Fragen blieben bei dem Experiment jedoch offen. Der Theorie nach sollten sich zum Beispiel Mäuse im Weltraum dank der Schwerelosigkeit stark unterernährt vorkommen. In früheren Versuchen hatten die Tiere im All allerdings nur ab- und nicht zugenommen. Auch wurde bei der Studie der psychologische Stress durch die Operationen noch nicht berücksichtigt. Was die Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen betrifft, ist Adams allerdings optimistisch: "Unsere Ergebnisse beruhen zwar nur auf Versuchen mit einer Mausart, aber warum sollte es nicht einen ähnlichen Mechanismus beim Menschen geben?"
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