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News: Von Handys und Würmern

Stress, Alkohol, Vitaminmangel, Umweltgifte und zu enge Hosen: Mit der Fruchtbarkeit geht es gemeinhin bergab. Ausgerechnet Handys könnten hier mal eine positive Wirkung zeigen. Immerhin, so zeigten Forscher, erhöhen sie die Fruchtbarkeit - von Würmern jedenfalls.
<I>Caenorhabditis elegans</I>
Eigentlich reagieren die aus exakt 959 Zellen bestehenden Nematoden der Art Caenorhabditis elegans auf Mikrowellen mit nachhaltiger Sterilität - nicht der eigentlichen Strahlung wegen, sondern weil sie mit einer Erwärmung einhergeht. Doch bei den Würmern in den Labors von David de Pomerai zeigte sich nun genau das Gegenteil: Die Würmer wurden - von Mikrowellen stimuliert - deutlich fruchtbarer [1]. Da de Pomerai und seine Mitarbeiter von der University of Nottingham jedwede Erwärmung der Millimeter großen Wesen ausschließen konnten, sind sie sicher, dass es tatsächlich die Mikrowellenstrahlung war, die in mysteriöser Weise so positiv auf des Wurmes Sexleben wirkte.

Nun ist ein Wurm ein Wurm und ein Mensch ein Mensch, ein Vergleich also nicht ohne weiteres zulässig. Immerhin spricht die britische Independent Expert Group on Mobile Phones aber bereits von "sehr wichtigen Ergebnissen" mit "womöglich weitreichenden Folgen". Dabei weiß auch de Pomerai noch nicht, was da in den Würmern eigentlich genau vor sich geht. Denkbar wäre, dass die Mikrowellen auf die hydrophilen Regionen bestimmter Proteine wirken und so deren Faltung und Funktion beeinflussen. Wer weiß, ob dabei am Ende nicht auch mehr Fruchtbarkeit herauskommt.

Vor einer Weile hatte dieselbe Arbeitsgruppe bereits beobachtet, dass auch des Wurmes Länge von der Strahlung profitiert [2]. Um ganze zehn Prozent streckten sich seinerzeit die bestrahlten Testtiere. Dass die Strahlung selbst dafür verantwortlich ist, hatte man nicht für möglich gehalten. Mikrowellen seien zu kraftlos, um selbst die schwächsten chemischen Bindungen innerhalb von Zellen zu brechen.

De Pomerais Erkenntnisse werden ernst genommen. Im Rahmen eines 7,3 Millionen Euro schweren Forschungsprogramms sollen sie sich nun, übrigens als einzige von 15 Institutionen, um die nicht-thermischen Effekte der Mikrowellen kümmern - wohl wieder an Würmern.

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