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News: Vorhang auf!

Der Start der IMAGE-Sonde war ein voller Erfolg. Schon wenige Wochen nach ihrer Inbetriebnahme bannte sie eines der spektakulärsten Polarlichter auf die Platten ihrer fünf Kameras. Die Aufnahmen ermöglichen erstmalig das detaillierte Studium der irdischen Magnetosphäre im gesamten Wellenspektrum. Doch am beeindruckendsten ist sicherlich die mächtige Schönheit der Aurora borealis.
Am 13. März 1989 ging in Montreal innerhalb von wenigen Minuten plötzlich nichts mehr. Neun Stunden lang saßen die sechs Millionen Einwohner der kanadischen Stadt im Dunkeln. Schuld daran waren der Sonnenwind, ein Strom von freien Elektronen und Protonen, Alphateilchen, und anderen Ionen, die mit rund 500 Kilometern pro Sekunde auf die Erde auftrifft. Er kann bei uns nicht nur den Funkverkehr stören, sondern auch die spektakulären Nordlichter (Aurora borealis) hervorrufen. Selbst Zugvögel können im elektromagnetischen Schauer ihr Ziel aus den Augen verlieren. Im elfjährigen Sonnenzyklus schwankt auch die Stärke des Sonnenwindes, beim letzten Maximum im Oktober 1989 wäre die Strahlung für einen auf dem Mond herum spazierenden Astronauten sogar tödlich gewesen. Auf der Erde schützen die Atmosphäre und das Magnetfeld vor einem Großteil der Strahlung, immerhin aber müssen die Insassen von Passagierflügen in der Nähe des Nordpols mit einer Strahlendosis rechnen, die rund einhundert Röntgenuntersuchungen des Oberkörpers entspricht.

Der regelmäßige Schluckauf der Sonne bleibt für uns Menschen also nicht folgenlos und so bietet sich derzeit – elf Jahre nach Montreal – wieder die Möglichkeit, diese Prozesse besonders intensiv zu studieren. Und zwar mit den Instrumenten des Imager for Magnetopause-to-Aurora Global Exploration (IMAGE), den die NASA Ende März 2000 eigens dazu in eine elliptische Umlaufbahn schoss. Dabei kreist der Satellit in ganz unterschiedlichen Höhen um die Erde, die für Nahaufnahmen rund 1 000 Kilometer beträgt und für Übersichtsaufnahmen fast 45 000 Kilometer.

Besonders gespannt verfolgen die Wissenschaftler, welche Einblicke ihnen die neue UV-Kamera bietet, die IMAGE an Bord hat. Sie nimmt die Leuchterscheinungen gleich in drei Wellenlängenbereichen unter die Lupe, in denen die Forscher bisher keine Aufzeichnungen haben: In der Spanne von 120 bis 124 Nanometern erfasst sie vor allem die Emissionen des Wasserstoffs, bei 15,6 Nanometern sind Sauerstoffatome sichtbar, und bei 140 bis 180 Nanometern begutachtet sie Stickstoffemissionen. Damit schließt sie eine wichtige Lücke im Verständnis von Polarlichtern, erläutert Stephen Mende vom Forschungsteam, denn so bildet sie auch Nordlichter ab, die durch die Protonen des Sonnenwinds entstehen – für das menschliche Auge sind diese spektakulären Ereignisse nicht sichtbar.

Eine gute Gelegenheit, ihren scharfen Blick zu demonstrieren, bot sich der Kamera in der Nacht vom 14. auf den 15 Juli 2000, denn damals war das solare Feuerwerk über den Polen besonders dramatisch. Harald Frey vom Space Sciences Laboratory der University of California in Berkeley stellte nun ein zusammengeschnittenes Video aus den Einzelbildern vor (Herbsttagung der American Geophysical Union vom 15. bis 19. Dezember 2000 in San Francisco).

"Die Bilder zeigen eine oval geformte Aurora, die sich ringförmig über mehr als 4 000 Kilometer erstreckte", berichtet Frey und schwärmt von den Strukturen, die sie derart detailliert bisher noch nie sahen. Erst lange nach Sonnenaufgang ging das nach dem französischen Nationalfeiertag "Bastille Day" benannte Nordlicht zu Ende.

Noch mindestens zwei Jahre wird die Sonde zum Studium der Magnetosphäre um die Erde kreisen und das Maximum der Sonnenaktivität bis Sommer 2001 nutzen. "Bastille Day" fand sein Publikum noch in den amerikanischen Südstaaten, es lohnt sich also auch in unseren Breiten, ab und an in den nächtlichen Himmel zu schauen.

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